Gustave Flaubert

Die Erziehung der Gefühle. Geschichte eines jungen Mannes

Roman
Cover: Die Erziehung der Gefühle. Geschichte eines jungen Mannes
Haffmans Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783251203055
Gebunden, 607 Seiten, 30,17 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Cornelia Hasting.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2001

Für Friedmar Apel ist die Übersetzung des Titels von Flauberts "Education sentimentale" offenbar ein leidiges Thema. Auch die vorliegende Übersetzung gefällt ihm nicht wirklich, sie scheint ihm zu pädagogisch, denn schließlich gehe es in dem Band doch vielmehr um Herzensbildung. Bei der Übersetzerin Cornelia Hasting diagnostiziert Apel ein "etwas diffuses Verhältnis zu den vorhandenen Übersetzungen", besonders zu der Emil Alfons Rheinhardts von 1926, die - wie der Leser erfährt - bei Diogenes in revidierter Form vorliegt. Apel macht zwischen diesen den beiden Übersetzungen zahlreiche Ähnlichkeiten aus - in negativer Form. Allerdings komme Hasting gelegentlich auch zu "besseren, knapperen Lösungen", die er Flauberts "kühlem Beobachtungsstil" angemessener findet. Obwohl Hasting auch etwas über die entstehungsgeschichtlichen Hintergründe anmerkt, dürfte der Leser - so Apel - "allerdings ein Nachwort, eine Einführung vermissen" oder auch zeitgenossische Rezensionen, die in der Diogenes-Ausgabe (die, wie der Leser erfährt, ebenfalls von Ute Haffmans betreut wurde) vermissen. Apel weist außerdem darauf hin, dass die vorliegende zweite Auflage des zu besprechenden Buchs gegenüber der ersten erheblich verbessert wurde und einige Fehler korrigiert worden sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2001

In einem ausführlichen Essay über die Sprach- und Schreibkunst Flauberts streift Stefan Zweifel mehrere Neuübersetzungen seiner Werke im Haffmans-Verlag, wobei er aber nur auf die Übersetzungsarbeit in der "Erziehung der Gefühle" etwas näher eingeht. Für ihn steht die Übersetzung Cornelia Hastings dabei "ganz in der Tradition der neuen deutschen Sachlichkeit und Philologie". Völlig gerecht wird sie Flaubert damit nicht, meint der Rezensent, denn Hastings erliege zuweilen der Versuchung der Klärung von Bezügen, die absichtlich im Unklaren belassen werden. Auch scheinbare stilistische Ungeschicklichkeiten, wie auffällige Wortwiederholungen, gleiche sie durch Synomyme aus: Für Zweifel eine ganz falsche Entscheidung, denn wo bei Flaubert solche Wortwiederholungen vorkommen, sind sie seiner Meinung nach stets beabsichtigt. Selbst, dass Hastings Übersetzung alles in allem "äußerst korrekt" ist, stört Zweifel: Geniale Übersetzungen enthielten oft viele Fehler, aber "diese Fehler zeugen in solchen Fällen vom Stilwillen des Übersetzers, in der eigenen Sprache den fremden Text gerade auch auf befremdliche Weise neu zum Klingen zu bringen". Immerhin lässt Zweifel am Ende versöhnliche Töne anklingen und konzediert Hastings, dass man sich mit ihrer Übersetzung "schon sehr weit in Flauberts Welt vorwagen" könne.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2001

Dreimal Flaubert hat sich unser Flaubert-Spezialist Willi Winkler ("Alles habe ich gelesen, was zu haben war über Flaubert") zugemutet: den Roman "Salambo", Die "Erziehung der Gefühle" und einen Band "Drei Erzählungen", allesamt erschienen im Haffmans-Verlag.
1) "Salambo"
Erstmal stellt der Rezensent uns den Mann vor, seinen Flaubert: "der grausamste Schriftsteller, der je auf seine Leser losgelassen wurde". Fein. Sodann zum "Schlachtwerk Salambo" und feste exklamiert: "Welche Pracht! Welcher Wahn! Und dann das Schlachten! ... Gustave, le grand Terminator, aaahhh!" So geht das weiter, bis Winkler ihm (Flaubert) schließlich am Gewerbe flickt: "Wie kann man", fragt er (Winkler), "als erwachsener Mensch einen solchen Krampf zusammenschreiben ... sich in so großem Stil verkennen!" Die Antwort gibt er selbst: Haschisch.
2) "Erziehung der Gefühle" und 3) "Drei Erzählungen"
Haschisch wird es auch gewesen sein, was den großen Flaubert seinen Frédéric Moreau "peinigen lässt und verzweifeln lässt und auf Reisen schickt und noch mehr verzweifeln lässt" - wie Winkler uns die "Erziehung der Gefühle" hier in aller Eile zusammenrafft -, was den Autor die "große Narretei von Bouvard und Pecuchet" zimmern ließ, "ein Hochgrab des Irrsinns", so Winkler, und schließlich auch jene "vermeerisch erhabene Geschichte `Ein einfaches Gemüt`". - Was wir von Winkler lernen? Dass Flaubert seine Freude gehabt haben muss am Untergang seiner Figuren, dass Winkler seine Freude haben wird an der vom Haffmans-Verlag geplanten Neuausgabe des Franzosen und, ja, dass "alles gelesen haben" nichts bedeuten muss.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2000

Matthias Altenburg findet große Worte für diesen Roman: es ist seiner Meinung nach eines der Bücher "die bei Lektüre ihren Zauber aufs Neue" entfalten. Jetzt ist er in einer neuen Übersetzung von Cornelia Hastings erschienen, die zwar "nicht immer elegant klingt, aber näher am Original bleibt als ihre Vorgänger". Es geht um einen "ganz und gar mittelmäßigen" Mann, der unentschlossen durchs Leben geht, seine Wünsche nicht zu realisieren versucht und auf diese Weise auch seine große Liebe verliert. Für Altenburg ist das Buch der "Höhe- und Endpunkt des bürgerlichen Romans. Danach, nein, mit diesem Buch beginnt die Moderne". Altenburg beschreibt in seiner Kritik ausführlich die gesellschaftlichen Hintergründe des Romans: die Konsolidierung des Bürgertums, der wachsende Materialismus, "die Banalität des bürgerlichen Alltags". In der Aufarbeitung dieser Themen erweist sich Flaubert nach Altenburgs Meinung als "kalter Romantiker" - und das versteht der Rezensent durchaus als Lob.
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