Graciliano Ramos

Karges Leben

Roman
Cover: Karges Leben
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783803127037
Broschiert, 144 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Willy Keller. Im dürren Landesinneren des brasilianischen Nordostens zieht der Viehhirte Fabiano von einem Ort zum nächsten - immer auf der Suche nach Arbeit, immer in Sorge um seine Familie, die ihn auf seiner Wanderschaft notgedrungen begleitet, und immer mit der vergeblichen Hoffnung, sein Los würde sich eines Tages zum Besseren wenden. "Karges Leben" ist der bekannteste Roman des brasilianischen Realismus schlechthin - und sein Titel Programm. Trotz seiner Verwurzelung im ländlichen Ambiente des Nordostens nach 1900 ein zeitloses, universelles Stück Literatur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2013

Ganz ernst und feierlich (und stellenweise leider aber auch ein wenig raunend) bespricht Christian Thomas diesen Klassiker der brasilianischen Literatur der Dreißiger Jahre, den der Verlag in einer direkten Übernahme der deutschen Ausgabe aus den Sechzigern (kein Nachwort, tadelt der Rezensent) wiederveröffentlicht. Und fast hat es den Anschein, als wäre der Rezensent für sein Leben gern dabei gewesen, als dieser Roman seinerzeit vor die brasilianische Öffentlichkeit trat, die damals, wie Thomas informiert, unter Ausbeutung und einem diktatorischen Regime litt: Als kompromisslose "Anklage" und wie eine von der Kraft der Mythen zehrende "Wucht" muss dieses unter schauderhaften Umständen entstandene Werk wahrgenommen sein worden, in dem der Autor, wahrscheinlich ein urchristlich geprägter Kommunist, ein Paar in der lebensfeindlichen brasilianischen Steppe beobachtet. Wenn sich der Protagonist hier Schneisen durch dörres Gewächs schlägt, sieht der Rezensent darin durchaus eine Metapher auf die Situation im Land. Der Roman, so Thomas weiter, ist zwar durchaus unerbittlich und hart, aber keineswegs herzlos, und vor allem in seinem Realismus doch von einiger poetischer Schönheit: In Christian Thomas' Augen ist Ramos ein auf dem Boden bleibender Metaphysiker, in dessen Poetik die "Dinge von elementarer Kargheit und alttestamentarischer Klarheit" sind.
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