Sergio Pitol

Drosseln begraben

Die schönsten Erzählungen
Cover: Drosseln begraben
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783803132499
Gebunden, 160 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem mexikanischen Spanisch von Angelica Ammar. Ein Panther, der im Traum geheimnisvolle Botschaften übermittelt, ein von Dämonen besessener Junge in der mexikanischen Provinz, eine unerwartete Begegnung mit der Geliebten des Großvaters in der klirrenden Kälte Warschaus, ein Déjà-Vu auf dem Filmfestival von Venedig und eine verhängnisvolle Zuglektüre in der Transsibirischen Eisenbahn: Sergio Pitols Erzählungen sind lakonisch, weltläufig und universell - glänzende Beispiele dafür, wie bilder- und erfindungsreich die kurze Prosaform im 20. Jahrhundert sein konnte. Zum 80. Geburtstag des wichtigsten noch lebenden Autors Mexikos hat der Autor selbst seine besten Kurzgeschichten aus vierzig Jahren zusammengestellt. Schnell des magischen Realismus überdrüssig, der in den frühen Texten noch hindurchschimmert, hat es Pitol verstanden, seinen Erzählungen einen eigenen, nüchternen, stets durchdachten, aber dennoch lebendigen Ton zu verleihen - und damit Generationen von lateinamerikanischen Schriftstellern nach ihm geprägt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.06.2013

Für Katharina Döbler ist der Fall klar: Sergio Pitol ist ein Schriftsteller, der das Zeug hat, den "Glauben an die Literatur" wiederherzustellen. Die im Band "Drosseln begraben" gesammelten Erzählungen bieten eine gute Gelegenheit, sich von diesem Vermögen zu überzeugen, meint die Rezensentin. Der Band umfasst Texte, die zwischen 1957 und 1980 entstanden, und lädt so dazu ein, den mexikanischen Autor dabei zu begleiten, wie er seine schriftstellerische Stimme entwickelt, findet Döbler, die die verschiedenen Erzählungen mal an Rulfo, mal an Borges oder Cortazar und dann wieder an Fuentes erinnern, bevor Pitol seinen höchsteigenen Stil findet. Dass er Geschichten weniger erzählt als vielmehr die verschiedenen Potenziale der Geschichte aufscheinen lässt, erscheint der Rezensentin wie die literarische Version einer "musikalischen Improvisation".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2013

Die gesamte spannende Entwicklung des nunmehr 80-jährigen Autors kann Jörg Plath anhand des vorliegenden Erzählbandes mit chronologisch geordneten Texten von 1957 bis 1980 nachvollziehen. Er kann feststellen, dass Sergio Pitol nicht nur seinen Vorbildern Gogol, James und Dostojewski gekonnt nacheifert, sondern auch die Grenzen des Genres austestet, über jeder Menge Bildung und erzählerisches Können verfügt und seine Leser mit Anspielungen und Details ordentlich fordert. Darüber hinaus kann Plath nicht verhehlen, dass Pitols düstere Erzählungen ihn mitunter tief beunruhigen, aber auch vergnügen. Das liegt laut Rezensent an der "gallenbitteren Menschenliebe" des Autors, die unsere Spezies zwar nicht von ihrer nettesten Seite zeigt, doch zugleich ein noch viel boshafteres Höheres konstatiert, das Schicksal etwa oder den Zufall.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2013

Eher allgemein bleibt Florian Borchmeyer in seiner Besprechung eines Erzählbandes von Sergio Pitol. Das liegt vor allem an Pitols enigmatischer Unbekanntheit bei uns. Aber auch an der Möglichkeit, den Mexikaner mit Jorge Luis Borges zu vergleichen, laut Borchmeyer einer von Pitols Heroen. Ebenso wie Borges, schreibt Borchmeyer, habe sich Pitols Literatur gegen den postkolonialen Markt und seine Erwartungshaltung entwickelt. Ein Glück! Auch wenn der Rezensent bei dem Wort Autorenreferenzialität zunächst zurückschreckt - erstens, so belehrt er uns, hat Pitol das lange vor diesem Hype für seine Texte entdeckt. Und zweitens ist Pitols komplex konstruierter Kosmos wirklich schwindelerregend. Meint jedenfalls der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2013

Die chronologisch geordneten, vom Autor selbst ausgewählten "besten" Erzählungen des großen mexikanischen Erzählers Sergio Pitol veranlassen Ralph Hammerthaler, über die Feste im mexikanischen Veracruz zu sprechen und ihren anarchischen Geist. Davon, so möchte uns der Rezensent sagen, ist etwas in diesen Texten, von Wahn, Melancholie, Erschöpfung. Scheinen ihm manche Texte beklemmend, bestechen andere für Hammerthaler durch selbstreferenzielle Anlage. Immer allerdings, meint der Rezensent, spiegelt sich ein Teil der Biografie ihres Autors in ihnen, ob Pitols wilde Jahre als Übersetzer oder seine Zeit im diplomatischen Dienst.
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