Götz Aly, Karl Heinz Roth

Die restlose Erfassung

Volkszählen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialismus
Cover: Die restlose Erfassung
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783596147670
Kartoniert, 175 Seiten, 9,66 EUR

Klappentext

Die NS-Vernichtungspolitik wäre ohne administrative Erfassungs- und Sortiertechniken nicht möglich gewesen. Aly und Roth konfrontieren den Leser mit der paradoxen Erkenntnis, dass der Rückfall in die Barbarei mit den Methoden einer modernen Bürokratie vorbereitet wurde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.04.2001

Das Buch passt zur aktuellen Diskussion über die Rolle von IBM bei der technischen Durchführung des Holocaust, meint der Rezensent mit dem Kürzel "jah". Denn sehr genau und materialreich hätten Götz Aly und Karl Heinz Roth zusammengetragen, wie penibel die Nationalsozialisten Daten über die Bevölkerung zusammengetragen hatten. Die Ergebnisse der Volkszählungen von 1933 und 1939 lieferten ihnen die Voraussetzungen für die schnonungslose Verfolgung der Juden, Sinti und Roma und aller anderen erklärten "Feinde des Reichs". Skepsis sei daher geboten, einem Staat zu viele Informationen über seine Bürger zukommen zu lassen, meint "jah". Auch wenn er nicht alle Argumente der Autoren, die das Buch zum ersten Mal 1984, in der Hochphase der Diskussion über die Volkszählung in der Bundesrepublik, veröffentlicht hatten, teilt - die Angst vor Datenmissbrauch ist bei "jah" nach der Lektüre geblieben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2000

Alfred Cattani erklärt dem Leser in seiner Rezension, dass diese Studie bereits 1983 verfasst wurde - mit der Absicht, die damals in der Bundesrepublik anstehende Volkszählung "zu verhindern". In leicht gekürzter Form ist sie nun als Buch neu aufgelegt worden. Eine Bewertung des Buchs nimmt Cattani hier allerdings nicht vor. Stattdessen bietet er eine Art Inhaltsangabe, in der er erläutert, wie im Dritten Reich die Bevölkerung in verschiedene Kategorien eingeteilt wurde und die Art der Erfassung während dieser Zeit mehrfach verändert wurde. Cattani merkt an, dass diesem Thema "bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden war", was der Leser vermutlich als Lob für die Autoren zu verstehen hat. Entsetzlich scheint Cattani nicht nur die Tatsache zu finden, wie sehr die damaligen Erfassungen und Kategorisierungen dazu dienten, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu vernichten bzw. für bestimmte Zwecke einzusetzen. Auch dass es damals keinen Datenschutz gab und die Tatsache, dass viele Deutsche sich eifrig bei des Systematisierung beteiligten, findet er "erschreckend".