Gert Loschütz

Ein schönes Paar

Roman
Cover: Ein schönes Paar
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783895611568
Gebunden, 240 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können, tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich. Nach und nach geht Philipp das Paradoxe der elterlichen Beziehung auf: Dass es die Liebe war, die ihre Liebe zerstörte. Damit aber ist die Geschichte, die auch sein Leben überschattet hat, nicht vorbei. Am Ende stellt er fest, dass Herta und Georg all die Jahre über miteinander verbunden waren, auf eine Weise, die sie niemandem, nicht einmal sich selbst, eingestehen konnten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.06.2018

Es ist die Geschichte einer Zerteilung, eines Verschwindens und einer Spurensuche aus der Distanz - so wie jemand auf einer Fotografie nach Motiven sucht, ohne jedoch die Fotografierten tatsächlich aufzusuchen, erklärt Rezensentin Judith von Sternburg. Diese Geschichte wird erzählt von einem jungen Mann - dem Sohn der Frau, die verschwand. Gerd Loschütz' Erzählen durch diese Figur hindurch ist aufrichtig und "aufregend", so klar und "geradlinig" wie nur irgend möglich und doch voller Leerstellen, die sich jedoch erst auf den zweiten Blick auftun. Die Trennung, von der er berichtet, ist eine vielfache: Zunächst ist da die Spaltung Deutschlands, durch die zwischenzeitlich auch die Liebenden auseinandergerissen werden erfahren wir. Was darauf folgt, ist eine Teilung dessen, was früher die kleinste Einheit war: die des Paares. Diese manifestiert sich erst räumlich, dann zeitlich und schließlich als unendliche Trennung durch den Tod. Ein spannendes, unerbittliches und doch sensibles Buch hat Gerd Loschütz da geschrieben, findet die hingerissene Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.04.2018

Rezensentin Ursula März freut sich über ein Beispiel reinen Erzählens. Meisterlich an dem autobiografischen Roman von Gert Loschütz findet sie, wie der Autor dem bei diesem Sujet drohenden Kitsch umschifft und die Geschichte eines Paares, deren Liebe über die deutsch-deutsche Teilung stolpert, doch nie endet, aus Sicht des Sohnes gestaltet. Für den Topos der Unergründlichkeit verschworener Liebe findet der Autor laut Rezensentin hochromantische Ausdrucksweisen, literarisch intelligent, elegant und taktvoll.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2018

Rezensentin Lerke von Saalfeld sieht die deutsche Teilung anhand einer Liebesgeschichte sehr atmosphärisch und anschaulich dargestellt in dem Roman von Gert Loschütz. Der Tod der Eltern und die anschließende Spurensuche führen den Ich-Erzähler in die eigene Kindheit zwischen Ost und West und zu den Geheimnissen einer Liebes- und Ehegeschichte, erklärt Saalfeld. Wie der Autor Orte und Zeiten miteinander verschränkt, scheint Saalfeld bemerkenswert. Schicht für Schicht entblättere er so Einzelheiten aus dem Leben der Figuren und lasse zugleich genug Raum für die Leserfantasie. Subtil und zart findet Saalfeld dieses Erzählen, leise und poetisch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2018

Rezensentin Insa Wilke lässt sich nicht täuschen von den Sepiafarben in diesem Roman von Gert Loschütz. Hinter dem altmodischen Touch der erzählten Liebesgeschichte wittert sie eine hochaktuelle Auseinandersetzung mit individuellem Sehnen unter kollektivem Zwang. Was genau der Liebe widerfährt in diesem Buch, vermag die Rezensentin nicht zu sagen, doch es ist eine politische Dimension, die der Autor hier eröffnet, ahnt sie. Eine reale Erfahrung, so Wilke, wird ins beinahe Mythisch-allgemeine gehoben. Dass der Autor den Text nicht psychologisch anlegt, sondern eher nach Art des Nouveau Roman, indem er das Logische unterläuft und den Handlungsraum erweitert, gefällt Wilke gut.
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