Gerhard Stadelmaier

Deutschlandglotzen

Ganze Tage vor dem Fernseher
Cover: Deutschlandglotzen
zu Klampen Verlag, Springe 2020
ISBN 9783866746343
Gebunden, 200 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Einer statistischen Erhebung aus dem Jahr 2019 zufolge sitzen die Deutschen durchschnittlich nahezu ein Viertel ihrer Wachzeit vor dem Fernseher. Und das, obwohl die Jüngeren sich längst dem Internet zugewandt haben.Wen laden die Deutschen sich da alltäglich in ihr Wohnzimmer, wer betritt die Bühne ihres Zimmertheaters? Wie wird das Publikum bei der Stange gehalten, Einfluss auf sein Alltagsleben ausgeübt? Welche dramaturgischen Techniken und Tricks kommen dabei zum Einsatz? Gerhard Stadelmaier verbrachte wochenlang ganze Tage vor dem Fernsehbildschirm, ließ all das auf sich wirken, was die Öffentlich-Rechtlichen ihrem gebührenpflichtigen Publikum zu bieten haben, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Überraschende Parallelen taten sich ihm dabei auf zwischen Shakespeares Bühnenhelden und dem Personal des "größten deutschen Staatstheaters".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.04.2021

Rezensent Kai Spanke freut sich, dass sich der ehemalige Theatergroßkritiker Gerhard Stadelmaier der Glotze zuwendet. Und siehe: Nicht nur Galle spuckt der Kritiker, sondern überzeugt Spanke vor allem durch "sardonische" Analytik. So, wenn er Anne Wills Augenliderschlag kommentiert oder die Blödheit der Telenovelas, die der Autor am liebsten ohne Ton sähe. Richtig instruktiv werden die Stücke für Spanke, wenn Stadelmaier sein Theaterwissen auf das TV-Programm anwendet und mit Tschechow den Tanz der Virologen und PolitikerInnen im Abendprogramm deutet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2021

Hier hat sich einer der ehemals bekanntesten deutschen Theaterkritiker ganztägig der Rezension des öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramms gewidmet, erklärt Rezensent Bernd Noack. Trotz einiger Verweise auf Stücke von Shakespeare und Co. wolle Stadelmaier sich nicht arrogant aufspielen, meint der Kritiker, vielmehr seziere er das Angebot "kreuzkomisch und provozierend garstig". Vor allem von dem Vorhaben, sich über Talk- und Nachrichtenformate ernsthaft informieren zu wollen, rate der Autor ab, selbst die gängigen Mord- und Klinikfiktionen erscheinen ihm wahrhaftiger als die unendlich repetitiven und verkürzten Darstellungen des Infotainements, so Noak.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.11.2020

Rezensent André Mumot findet in Gerhard Stadelsmaiers Buch ebenso wenig Grund zur Freude wie der abgetretene Theatergroßkritiker im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Aber Mumot würde auch niemals Erbauliches oder Freundliches erwarten, wenn Stadelmaier sich durch Talkshows und die "Rosenheim-Cops" zappt, gegen die "Zwangsabgabe" wettert oder Satiresendungen zerlegt. Mumot rechnet eher mit "angesäuerten Verachtungsgefühlen" und er wird nicht enttäuscht. Zu besonderer Hochlform laufe Stadelmaier auf, verspricht Mumot, wenn er über eine "kleinbürgerliche Oberlehrkraft" oder die "Gouvernanten-Primadonna" herzieht. Das findet Mumot von bravouröser Schlechtgelauntheit.