Georg Klein

Sünde Güte Blitz

Roman
Cover: Sünde Güte Blitz
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498035327
Gebunden, 192 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In einem Hinterhof der deutsch-polnischen Grenzstadt G. kommt nachts ein nackter Mann zu sich und klettert in eine Linde. Angela Z., arbeitslose Physikerin und Hausmeisterin, feiert gerade mit Sekt und Käsegebäck allein Geburtstag, als er aus dem Baum zu ihr ins Wohnzimmer springt. Im selben Haus vollbringt seit einem halben Jahr ein Ärztepaar erstaunliche Dinge. Aber die Naturwissenschaftlerin Angela hat die Spur seltsamer Hinweise aufgenommen. Selbst ihre beste Freundin, die ehemalige Schauspielerin Frau Blumenthal, scheint in die Sache verwickelt, denn seit ihren Besuchen bei Dr. Schwartz und Dr. Weiss wird die alte Dame jünger. Angela kann den Beistand ihres nächtlichen Gasts - eines Boten aus einer anderen Welt - dringend gebrauchen

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.06.2007

Mit seinem neuen Roman hat Georg Klein einen Fan verloren. Das Debüt "Libidissi" fand Rezensentin Katharina Döbler großartig, den jüngsten Wurf charakterisiert sie als "affirmativen Wellnessroman". Im Grunde sei es ein "Arztroman", mit vielen Gegensätzen, Polen und Deutsche, Dr. Weiß und Dr. Schwarz, sogar einem Engel und einem Teufel. Das alles werde natürlich ironisch vorgetragen, gedacht als postmodernes Spiel mit den Elementen der Populärliteratur. Doch hinter den  "Knallteufeleffekten" macht Döbler eine "manichäische Schlichtheit" der Konstruktion aus. Immerhin: über den Text verteilten sprachlichen wie szenischen Perlen lassen sie das Buch zu Ende lesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2007

Georg Klein ist ein Autor von anderem Kaliber als die durschnittliche deutsche Gegenwartsliteratur - das hält der Rezensent Andreas Kilb gleich zu Beginn einmal fest. Ein Sprachzauberer, der die Realität mit fantastischen Elementen zu bereichern versteht. Bisher oft in einer Art Zukunftsroman, das aktuelle Werk aber spielt in der Gegenwart und zwar der der benachbarten deutsch-polnischen Grenzstädte Görlitz und Zgorcelec. Hier knallt eine Art Engel auf die Erde und begegnet einer Hausmeisterin und einem Ärztepaar mit Namen Schwartz und Weiss sowie einem teuflischen Jungen, dem kleinen Nick. Es kommt zum Duell zwischen guten und bösen höheren Mächten; Schauplatz ist das Kulturzentrum der Stadt, in dem eine Ausstellung zu einem fiktiven, um 1800 tätigen Blitz-Elektrizitätsexperimentator die Kulissen abgibt. Kilb ist sehr angetan vom Funkenflug durch Zeit und Raum, nur gelegentlich gebe der Autor dem Affen in entgleisenden Sprachspielen ein bisschen viel Zucker. Am großen Talent und am Sonderstatus des Georg Klein sei aber angesichts dieses beeindruckenden Romans nicht zu zweifeln.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.04.2007

Georg Kleins jüngsten Roman über die beiden Ärzte Schwartz und Weiß, die in der Grenzstadt "G." eine Gemeinschaftspraxis eröffnen und bald durch ihre ungewöhnlichen Heilungserfolge auffallen, findet Nico Bleutge zunächst beeindruckend und ist dann doch nicht recht zufrieden. Zunächst erweise sich der Autor durch seine geschickte aufgebrochene Chronologie in Rückblenden und Schnitten und seine virtuose Verwendung von Versatzstücken aus dem halbseidenen Genre des Arzt-Romans sowie den Rückgriff auf die frühe Wissenschaftsgeschichte einmal mehr als "literarischer Großtüftler", lobt der Rezensent. In einer Art physikalischer Versuchsanordnung untersucht der Roman verschiedenste Beziehungskonstellationen des zahlreichen Romanpersonals, wobei auch Wesen aus der Geisterwelt zum Einsatz kommen. Diese Geisterwelt bildet dann auch die vielstimmige Erzählerinstanz, die Bleutge durch ihren besserwisserischen Ton und ihre den Handlungsfluss immer wieder störende Wirkung zunehmend auf die Nerven geht. Auch der Schluss des Romans, in dem, wie es dem Rezensenten erscheint, Klein seine zuvor delikat ausgelegten Konstruktionsfäden wie in einem spektakulären "Experiment" zu einem furiosen Finale zusammenführt, überzeugt ihn nicht. Hier zeigt sich Bleutge vom "Akt grober Symbolik" enttäuscht und was ihm vorher im Roman als so vital gefallen hatte, ist ihm am Ende zu sachlich und kühl konstruiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2007

Der Romancier Georg Klein hat sich an einer rasanten Kritik der Human- und Naturwissenschaften versucht, berichtet Steffen Richter, und wie bei Klein nicht anders zu erwarten, rekrutiert er sein Personal aus der Trickkiste, respektive dem "Physikalischen Kabinett", wie es zur Zeit der Aufklärung gebräuchlich war, heute auch Labor genannt. Los geht es mit einem Kobold, der zugleich den Hausgeist wie auch eine Lichterscheinung in Folge eines Blitzes verkörpert. Dieser mit Elektroschocks zum Leben erweckte Homunkulus gerät in die Grenzstadt Görlitz und wird auf wundersame Weise zum Wissensträger. Folgt der Autor zunächst noch einer "stringenten" und realistischen Erzählstruktur, verlässt er diesen Pfad bald, um die Geschichte mit Versatzstücken aus Fantasy- und Science Fiction-Romanen zu würzen. Auch wer die "Faszination für Kreatürliches und phantastische Zusammenhänge nicht teilt, wird Kleins Prosa goutieren", verspricht der Rezensent, der den sinnlichen Aspekten (Maiglöckchenduft, Gefunkel und Blitz) jedenfalls einiges abgewinnen kann

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Georg Kleins Roman um zwei Ärzte aus Westdeutschland, die in das entlegene Görlitz ziehen und dort vor allem bei älteren Damen erstaunliche, ja, geradezu übernatürliche medizinische Erfolge zu verzeichnen haben, wird von Thomas Steinfeld sehr gelobt. Nicht zuletzt, indem der Autor in der Grenzstadt zwei Dämonen auftauchen lässt, die ihre zauberischen Fähigkeiten auf die Ärzte übertragen, wird das Buch zu einem romantischen Märchen, meint der Rezensent, wobei er vergnügt feststellt, wie viele Motive aus der "Populärkultur" darin auftauchen. Dennoch sei das Auffinden dieser Motive nicht mehr als philologische Spielerei, weist sich der Rezensent gleich selbst zurecht, der den Roman übrigens eher als Novelle bezeichnen würde. Im Kern sei es nämlich das "Unzeitliche", das dieses Buch beschwört und das bei allem Verfall die Schönheit der menschlichen Existenz und ihrer technischen Errungenschaften aufdeckt. Und so sei dies vor allem eine sehr "schöne" Erzählung, schließt Steinfeld berückt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter