Friedrich Christian Delius

Die Liebesgeschichtenerzählerin

Roman
Cover: Die Liebesgeschichtenerzählerin
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783871348235
Gebunden, 208 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Eine Frau, für ein paar Tage frei von Pflichten, Mann und Kindern, fährt im Januar 1969 von Den Haag über Amsterdam nach Frankfurt. Drei Liebesgeschichten aus den Zeiten der Kriege und Niederlagen gehen ihr durch den Kopf: ihre eigene, die ihrer Eltern, die einer Vorfahrin während der napoleonischen Kriege. Davon möchte sie erzählen, aber die Geschichten und Leben verflechten sich immer mehr: ein König, der die modernen Niederlande aufbaut; seine uneheliche Tochter, die in eine mecklenburgische Adelsfamilie gezwungen wird; ihr Urenkel, der als kaiserlicher U-Boot-Kapitän die roten Matrosen von Kiel überlistet, seiner schwarzen Seele entkommen möchte und zum Volksprediger wird; seine Tochter - die reisende Erzählerin selbst -, die ein gutes deutsches Mädel und trotzdem gegen die Nazis sein wollte und nun im Schreiben Befreiung sucht neben einem Mann, lächelnder Gutsbesitzerssohn und Spätheimkehrer, der sich allmählich von ihr entfernt. Dem neuen Roman von Friedrich Christian Delius liegt die Geschichte seiner eigenen Familie zugrunde. Er erzählt die Reise einer Frau zwischen Scheveningen, Heiligendamm und deutschem Rhein, eine Reise von fünf Tagen und durch ein ganzes Jahrhundert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.07.2016

Tilman Krause will den Leser erst einmal beruhigen: Die Liebe taucht schon noch auf in Friedrich Christian Delius' Roman, wenn auch nicht so prominent, wie es der Buchtitel zunächst vermuten lässt. Vielmehr sei sie integriert in eine "prismatisch funkelnde kleine Deutschland-Rhapsodie", in deren Zentrum eine (klein-)bürgerliche Nachfahrin des niederländischen Königs Wilhelm I. steht, die allerlei Liebeserfahrungen in der Bundesrepublik der Sechzigerjahre machen, fasst Krause zusammen. Ein stilles Buch, in dem Delius viel Einfühlungsvermögen für seine Heldin, die selbst so gern Schriftstellerin wäre, beweist, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.04.2016

Rezensentin Frauke Meyer-Gosau scheint unbefriedigt aus der Lektüre von F. C. Delius' neuem Roman hervorzugehen. Dagegen, dass der Autor sich hier einem bereits 2001 behandelten Adels-Stoff noch einmal zuwendet, hat sie nichts einzuwenden. Wenn Delius nun Marie von Schabow, eine verheiratete von Mollwitz, anno 1969 Ahnenforschung betreiben und an gleich drei Romanprojekten über Liebe und das Ende aller Lebensentwürfe arbeiten lässt, wundert sich Meyer-Gosau jedoch über recht altbackene Formulierungen und die ein oder andere Ungereimtheit. Am meisten aber scheint sie zu verärgern, dass der Autor nicht nur die Romane im Roman nicht abschließt, sondern auch das Bildnis seiner Heldin im Ungefähren belässt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.04.2016

Rezensent Jürgen Verdofsky kann dem neuen Roman von Friedrich Christian Delius nicht allzu viel abgewinnen. Drei Liebesgeschichten aus 150 Jahren, die sich umkreisen, eine Königsaffäre aus napoleonischer Zeit reißen Verdofsky nicht vom Hocker. Was ihn zunächst an Familiensagas erinnert, bleibt im Gedächtnis des Rezensenten nur Rahmenhandlung. "Gestaltungshöhe" erreicht das Buch nur kurz, um dann abzufallen in "kleine Eifersucht", als handle es sich um eine Fortsetzungsgeschichte, meint Verdofsky.