Florian Illies

Florian Illies über Gottfried Benn

Cover: Florian Illies über Gottfried Benn
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462003253
Gebunden, 112 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Bei Gottfried Benn kann es nie um reine Liebe gehen. Wer sich seit über zwei Jahrzehnten so intensiv mit Benn beschäftigt wie Florian Illies, der erlebt zahlreiche Enttäuschungen angesichts der politischen Verirrungen und der menschlichen Kälte des Autors - und doch wird er immer wieder gefangen genommen vom einzigartigen Klang der Benn'schen Verse.Von dieser so leidenschaftlichen wie wechselhaften Beziehungsgeschichte erzählt Florian Illies in diesem Buch. Davon, wie ihn einst Frank Schirrmacher mit dem Untergangspropheten vertraut machte, wie er Benns zwei letzten Geliebte besuchte, denen der sonderbare Dichter ein einziges Rätsel blieb. So sind es dann eben doch am Ende allein die Worte Benns, die einen berühren können, ihre Weisheit und ihr Klang. "Leben ist Brückenschlagen über Ströme, die vergehn" etwa, oder "Es ist ein Knabe, dem ich manchmal trauere". Illies durchwandert die Untiefen des Lebensweges von Benn, beleuchtet seine Freundschaften, seine Irrwege - und seine späte Wehmut. Illies zweifelt, wo Benn sich sicher ist, und schwärmt, wo Benn unsicher wird. Es ist also vor allem ein Versuch, die Bennschen Verse vor ihrem Schöpfer in Sicherheit zu bringen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2022

Rezensentin und Literaturwissenschaftlerin Friederike Reents liest die ersten zwei Bände der von Volker Weidermann herausgegebenen Reihe "Bücher meines Lebens" im Direktvergleich, wobei ihr Mithu Sanyals "Über Emily Brontë" deutlich besser gefällt als Florian Illies' "Über Gottfried Benn". Denn Illies' Liebeserklärung an seinen Lieblingsschriftsteller irritiert sie in mehrerlei Hinsicht: erst einmal durch die "schonungslose", dabei recht ergebnislose Distanzlosigkeit, mit der der Bestseller-Autor und Zeit-Herausgeber hier seinem Idol begegne - Illies werde ganz zum staunenden Jungen; die kritische Auseinandersetzung mit Benns Sympathisieren für den Nationalsozialismus etwa fällt der Kritikerin deutlich zu flach aus. Auch, wie der Autor vom "Initiationsmoment" seiner Benn-Liebe durch seinen Chef Frank Schirrmacher erzählt, der, Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg in Berliner Wänden berührend, Benn zitierte, löst bei Reents einen unangenehmen "Schauder" aus. Viel besser macht es für ihr Gefühl da Mithu Sanyal, die sich Emily Brontë "wahrhaftig" annähere, ohne mit ihr verschmelzen zu wollen, so Reents. Hier gehe es zwar auch subjektiv, aber trotzdem bedachter zu; gerne liest die Kritikerin Sanyals Ausführungen über die verschiedenen Gesichter von "Wuthering Heights". Die Bezüge zu "Class", "Race" und "Sex" scheinen sie ebenso zufrieden zu stellen wie die Einordung als "postmigrantischer Roman".
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