Felix Thürlemann

Das Haremsfenster

Zur fotografischen Eroberung Ägyptens im 19. Jahrhundert
Cover: Das Haremsfenster
Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2016
ISBN 9783770560479
Gebunden, 176 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Mit 127 Schwarz-Weiß- und 8 Farbabbildungen. Die Entdeckung Ägyptens als touristisches Ziel war begleitet von einer reichen Produktion fotografischer Bilder. Diese hatten mit der Lebenswirklichkeit der Bewohner Ägyptens kaum mehr etwas zu tun, umso mehr aber mit den Fantasien und Phantasmen der westlichen Touristen. Die Aufnahmen stammten alle aus den Ateliers auswärtiger Fotografen und zeigten nach dem Prinzip des Orientalismus das, wodurch sich die traditionelle muslimische Kultur von der westlichen unterschied. Ein besonders beliebtes Motiv waren die Haremsfenster oder Mashrabiyas, die das Erscheinungsbild der traditionellen Stadtviertel Kairos prägten. Die an den privaten Wohnräumen angebrachten Erker erlaubten es den Frauen, das Treiben im Hof und auf der Straße zu beobachten, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Für die Fotografen wurde der architektonische Schleier zu einem emblematischen Zeichen, das den Orient als solchen charakterisierte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2016

Mit großem Interesse hat Rezensent Jan von Brevern dieses Buch des Kunsthistorikers Felix Thürlemann gelesen, das ihm einen ganz neuen Blick auf Fotografien Ägyptens aus dem 19. Jahrhundert eröffnet. Denn Thürlemann weise detailreich nach, wie europäische Fotografen mit teils inszenierten oder bei ägyptischen Fotografen gekauften Genre-Bildern den Blick auf Kairo prägten - etwa der Fotograf Otto Schoefft, der im Hinterhof seines Ateliers verschiedene Szenerien mit orientalischen Kulissen inszenierte. Ein wichtiges Objekt war dabei die Maschrabiya, lernt der Kritiker, der allerdings gern mehr über die Funktion dieses "architektonischen Schleiers" erfahren hätte. Darüber hinaus vermisst der Rezensent ein paar Informationen über die ägytptische "Wirklichkeit" jenseits der Fotografien. Nichtsdestotrotz kann er dieses kluge und erhellende Buch, das auch verschiedene Motive untersucht, unbedingt empfehlen.
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