Heinz Halm

Die Kalifen von Kairo

Die Fatimiden in Ägypten 973-1074
Cover: Die Kalifen von Kairo
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406486548
Gebunden, 508 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Kairo, die 969 n. Chr. gegründete Palaststadt am Nil, entwickelte sich rasch zu einer der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Metropolen der islamischen Welt. Die Zeit, da die Familie der Fatimiden über das Nilland herrschte, 969 bis 1171 n.Chr., gehört zu den glänzenden Perioden der Geschichte Ägyptens unter dem Islam. In diesem Jahrhundert erreichte das Kalifat von Kairo den Gipfel seiner Macht. Die Kalifen von Kairo regierten das Nilland wie neue Pharaonen. Die heiligen Städte des Islam, Mekka und Medina, wurden nun von Ägypten aus verwaltet, das auch die Pilgerfahrt dorthin organisierte. Als Bindeglied zwischen dem Mittelmeer auf der einen und dem Roten Meer sowie dem Indischen Ozean auf der anderen Seite wurde Ägypten zur Drehscheibe des damaligen Welthandels und begründete damit seine wirtschaftliche Vorrangstellung, die zu einer ungeahnten kulturellen Blüte führte. Das Nilland selber mit seiner christlichen Bevölkerungsmehrheit, einer islamisch-sunnitischen Minderheit und einem schiitisch-ismailitischen Herrscherhaus sowie bedeutenden jüdischen Gemeinden bot das Bild einer komplexen, in vielen Farben schillernden Gesellschaft. Anhand der zeitgenössischen Quellen breitet Heinz Halm das Panorama des mittelalterlichen ägyptischen Imperiums und seiner geschäftigen Hauptstadt am Vorabend der Kreuzzüge vor dem Leser aus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.07.2003

Es muss wahrlich hoch hergegangen sein im Ägypten des 10. und 11. Jahrhunderts, als "hundert turbulente Jahre" lang die fatimidischen Kalifen an der Macht waren - so sehr, dass Heinz Halm nach Ansicht des Rezensenten Friedrich Niewöhner gut daran getan hat, die reichhaltigen zeitgenössischen Quellen recht nüchtern zu referieren; ansonsten, so meint er, würde "diese Geschichte über den Erhalt der politischen Macht und die Verbreitung des religiösen Einflusses" nur "unglaubwürdig" wirken. Die Zeit der Fatimiden, die ihre Herkunft von Fatima, der Tochter Mohammeds, herleiten, war von pragmatischer religiöser Toleranz und einer eher materiell als philosophisch geprägten Kultur gekennzeichnet. Es gab jede Menge Machtkämpfe und Meuchelmorde. Niewöhner kann diese Studie über ein von der europäischen Geschichtswissenschaft bislang vernachlässigtes Thema gar nicht genug loben: Halm bette die Ära der Fatimiden in die "Gesamtgeschichte der islamischen Welt" ein und biete an angebrachter Stelle kulturgeschichtliche Exkurse, beispielsweise über die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft. Alles in allem: eine überaus lohnende Entdeckung, die Fatimiden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2003

Nicht für das "breite Leserpublikum" ist Heinz Halms Buch über die Fatimiden im 10. und 11. Jahrhundert geschrieben, meint Gennaro Ghirardelli. Zu umfangreich und "detailversessen" sei die Studie über diese ägyptische Herrscherdynastie. Halm setze einiges an historischen Interessen und Kenntnissen voraus. Andererseits spreche dies jedoch auch "für das Werk". Denn der Autor behandelt "eine der widersprüchlichsten und interessantesten Epochen der arabischen Geschichte", wobei er dem Leser eine "ungemein lebendige Ansicht der damaligen Zeit" vermittelt, lobt Ghirardelli. So erfahre man beispielsweise viel Wissenswertes über die Nilschwelle, die regelmäßige Überschwemmung des Landes durch den Nil, die Ägyptens Landwirtschaft gesichert und gleichzeitig den Rhythmus des sozialen Lebens bestimmt habe. Einen großen Abschnitt nimmt außerdem die Darstellung der fatimidischen Herrschaft ein, die Ghirardelli allerdings auch inhaltlich "nicht durchweg überzeugt". Auch die Beschreibung der Außenpolitik ist ihm zu detailreich und damit zu unübersichtlich geraten. So wünscht er sich schließlich ein "schlankeres Werk" vom selben Autor.
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