Eugeni Xammar

Das Schlangenei

Berichte aus dem Deutschland der Inflationsjahre 1922-1924
Cover: Das Schlangenei
Berenberg Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783937834238
Gebunden, 180 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Niemand in Deutschland kennt den Namen Eugeni Xammar. Dabei hat kaum jemand die Deutschen besser kennen gelernt und beschrieben als dieser katalanische Journalist, der von 1922 bis 1935 für Tageszeitungen in Madrid und Barcelona aus Deutschland berichtete. Als sich in der Inflation das Geld buchstäblich in Luft auflöste, als die Franzosen die Ruhr besetzten, der junge Konrad Adenauer einen rheinischen Separatstaat gründen wollte und ein gewisser Adolf Hitler in einem Münchener Bierkeller die ersten Schritte auf dem Wege zur Weltherrschaft tat. Aus diesen wilden Jahren stammen die hier erstmals auf Deutsch erscheinenden Berichte. In ihnen paart sich ein unbestechlicher, freier Blick, der noch den absurdesten Exzessen mit ironischer Gelassenheit begegnete. Xammars Berichte aus Deutschland sind eine Wiederentdeckung ersten Ranges.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2008

Rainer Hank begrüßt diesen Band mit Artikeln Eugeni Xammars über den Alltag der Deutschen, die der katalanische Journalist in den Jahren 1922 bis 1924 für die in Barcelona erscheinende Tageszeitung "La Veu de Catalunya" verfasst hat. Er bescheinigt dem Autor, distanziert aber mit Sympathie für die Deutschen zu schreiben und die Stimmungen in Deutschland genau zu analysieren. Neben der rasenden Inflation und den schlimmen Folgen der Geldentwertung geht es auch um die Situation im von den Franzosen besetzten Ruhrgebiet. Besonders hebt er das Interview hervor, das Xammar nach dem Putsch von 1923 mit dem jungen Hitler geführt hat, "das man aus heutiger Sicht als spektakulär bezeichnen muss". Schon hier bekenne sich der spätere Führer ganz offen zur Judenvernichtung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2007

Als "eigenwillige Beobachtungen" eines leidenschaftlichen Reporters" feiert Rezensentin Marie Luise Knott diese Reportagen des katalanischen Journalisten Eugeni Xammar aus dem Deutschland der Jahre 1922/24, denen sie viele Leser wünscht. In prägnanten Bildern halte Xammar hier unter anderem Szenen aus dem Münchner Bürgerbräu-Keller am Abend des Hitler-Putsches vom 9.11.1923 fest. Und wie Knott erzählt, fand Xammar Hitlers antisemitische Vernichtungsphantasien noch eher erheiternd, weil er sie in ihrer Extremheit nicht ernst nehmen konnte. Die Rezensentin beschreibt Xammars Reportagen, von denen manche auch das belgisch-französisch besetzte Ruhrgebiet zum Thema haben, als weniger von düsteren Vorahnungen denn Sarkasmus und "britischer Nonchalance" geprägt - und trotz ihrer Irrtümer und Fehleinschätzungen sehr erhellend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Höchst interessiert hat Rezensent Christian Welzbacher diese Berichte aus Deutschland gelesen, die der katalanische Journalist Eugeni Xammar zwischen 1922 bis 1924 für diverse Tageszeitungen in Madrid und Barcelona geschrieben hat. Er würdigt den Autor als "Vollblutjournalisten", der sich gekonnt zwischen den Genres bewegte, sich aber von einer feuilletonistischen Schreibweise distanzierte. Nicht die Großstadt der Moderne sieht er in diesen Texten im Mittelpunkt, sondern das Deutschland während der Inflation, leere Fabriken im Ruhrgebiet, Militärtribunale gegen Bürgermeister und Adolf Hitler vor seinem Putschversuch. Als Kern der Texte ist für Welzbacher also immer eine politische Nachricht erkennbar. Kennzeichnend scheinen ihm zudem die sachliche Nüchternheit der Berichte und ihr "irritierend ruppiger Stakkatoduktus".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Die Reportagen des katalanischen Journalisten Eugeni Xammar, die er 1922 aus der Weimarer Republik an die "Veu de Catalunya" schickte, lesen sich heute noch frisch und unverbraucht, wie Sabine Fröhlich erfreut feststellt. Sie mag die einfache, klare Schreibe des Katalanen ebenso wie seine gelassene Distanz gegenüber dem Trubel in den wirren Nachkriegsjahren. Als Besucher habe Xammar manches deutlicher gesehen als die deutschen Kollegen. Der Korrespondent verzichte auf Sensationalismus ebenso wie auf pittoreske Milieuschilderungen. Seine "intelligente Ironie" könne aber auch in Sarkasmus umschlagen, meint Fröhlich, was sich besonders bei seinem Münchner Bericht über Hitler und dessen Getreue zeige. Xammar habe da recht direkte Parallelen zwischen Spanien und Bayern gezogen, was ihn nach Ansicht der Rezensentin auch seinen Job gekostet hat. Unmittelbar nach dem Hitler-Artikel wurde Xammar abgezogen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2007

Volker Ullrich preist diese Reportagen des katalanischen Journalisten Eugeni Xammar, der darin Beobachtungen aus seinen Jahren in Deutschland während der Inflation zwischen 1922 und 1924 festhielt, als aufschlussreiches Gegenstück zu Sebastian Haffners Erinnerungen. Wie sein deutscher Kollege beschreibe Xammar eindrucksvoll die Folgen der Währungsinflation, die nicht zuletzt in einen Verfall sämtlicher Werte mündete, aber eben aus der Perspektive des Außenstehenden, so der Rezensent interessiert. Auch die Berichte aus dem französisch besetzten Ruhrgebiet und die eindrucksvolle Schilderung von Hitlers Putschversuch im Münchner Hofbräukeller beeindrucken Ullrich nachhaltig, und er preist am Ende den Verleger Heinrich von Berenberg für seine Verdienste um diesen heute so gut wie unbekannten Journalisten.