Erwin Panofsky

Altniederländische Malerei

Ihr Ursprung und ihr Wesen. 2 Bände
Cover: Altniederländische Malerei
DuMont Verlag, Köln 2001
ISBN 9783770138579
Gebunden, 880 Seiten, 177,93 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Jochen Sander und Stephan Kemperdick. Profund schildert Erwin Panofsky die klassische Periode der Niederländischen Malerei, die Zeit des Robert Campin, der Brüder van Eyck, Rogier van der Weydens bis zu Hans Memling und Gerard David. Er verfügt auch über entlegenstes kunsthistorisches wie geistesgeschichtliches Material und weiß dies in seinem ursprünglich als Vorlesungsreihe konzipierten Buch mit didaktischem Geschick zu vermitteln. Dabei bleibt seine Kunstbetrachtung keineswegs auf außerkünstlerische Fakten beschränkt, vielmehr arbeitet diese ikonographische Analyse das Kunstwerk als Erkenntnisgegenstand in seiner überzeitlichen Bedeutung heraus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.08.2002

Mit seiner jetzt endlich ins Deutsche übersetzten Untersuchung "Die altniederländische Malerei. Ihr Ursprung und Wesen" hat Erwin Panofsky eine synoptische Darstellung des Entwicklungsganges der altniederländischen Malerei verfasst, "der bis heute nichts von gleichem Rang zur Seite zu stellen ist", erklärt Gregor Wedekind gleich zu Beginn seiner außergewöhnlich langen Rezension kategorisch. Gewaltig imponiert Wedekind die "stupende Kenntnis", mit der Panofsky sein Material ausbreitet, seine Fähigkeit, ihm "historische Tiefenschärfe" zu geben und dabei die religionsgeschichtlichen und weltanschaulichen Hintergründe genauso wie Fragen der Gattungen, der Materialien und Aufgaben zu berücksichtigen. Im Zentrum von Panofskys Untersuchung stehen die malerischen Neuerungen, die sich zur Mitte des 14. Jahrhunderts in Nordeuropa ankündigten, und dann bei den Großmeister der altniederländischen Malerei, wie Flémalle, Jan van Eyck oder Rogier von der Weyden zur Vollendung kamen, weiß Wedekind. Er hebt insbesondere das fünfte Kapitel hervor, das Panofskys berühmte Formel vom "disguised symbolism" in der altniederländische Malerei enthält. Die Herausgeber Jochen Sander und Staphan Kemperdick lobt Wedekind für ihre "sehr gelungene Übersetzung". Obwohl das Buch ein hoch spezialisiertes Fachbuch sei, legt es Wedekind auch Laien wärmstens ans Herz. Die Zweiteilung in einen Text- und einen Bildband, die der Dumont-Verlag beibehalten hat, hält Wedekind für richtig, wünscht sich vom Verlag allerdings eine preisgünstigere Studienausgabe. Vorliegende Ausgabe ist seiner Ansicht nach ein Luxusprodukt geworden, wobei er moniert, dass die Qualität der Farbabbildungen im Unterschied zu den Schwarzweißabbildungen nicht optimal ist. Nichtsdestoweniger: dass man Panofskys kulturhistorischen Klassiker jetzt auch auf deutsch studieren kann, ist für Wedekind wahrhaft eine "glückliche Fügung".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

Martin Warnke annonciert zwei Publikationen aus dem Werk des Kunsthistorikers Erwin Panofsky - und macht das liebend gerne: "Altniederländische Malerei", erschienen bei DuMont, und "Korrespondenz 1910 bis 1968", erschienen im Harrassowitz Verlag.
1) Erwin Panofsky: "Altniederländische Malerei"
Die Übertragung dieses Hauptwerks von Erwin Panofsky war für den Rezensenten bislang "ein Desiderat, auf dessen Erledigung man kaum hoffen konnte." Umso größer die Freude im Hause Warnke, dass sie nun vorliegt, als "Summe dessen ... was die Kunstwissenschaft im vergangenen Jahrhundert zu leisten vermochte," und Chance für den Leser, "neue Qualitäten und den unvergleichlichen Reichtum" der altniederländischen Malerei mit Hilfe unterschiedlicher methodischer Ansätze zu erfahren. Was das heißt, erklärt Warnke entlang der einzelnen Kapitel des Bandes - von Panofskys Theorie der Synthese von Naturalismus und Kultiviertheit eines Jan van Eick über die Auseinandersetzung mit der Ikonologie der Altniederländer bis hin zu den Künstlermonografien und einer "großzügigen, kulturgeschichtlich getönten Skizze" zur Entwicklung der Malerei bis zu Hieronymus Bosch.
2) Erwin Panofsky: "Korrespondenz 1910 bis 1968", Band 1
Wer den durchaus naheliegenden Gedanken hegt, mit der Publikation der "Altniederländischen Malerei" sei die "Repatriierung" des emigrierten Panofsky abgeschlossen, dem empfiehlt Erwin Warnke diesen 1100-seitigen Korrespondenz- Band, den ersten von insgesamt fünf avisierten. Dieser, so Warnke, erwecke nämlich den Eindruck, "dass unsere Kenntnis von Panofsky erst am Anfang steht." Ausdrücklich gilt der Dank des Rezensenten dem Herausgeber, der die "Herkulesarbeit" vollbracht habe, "an zahllosen Stellen Briefe und Gegenbriefe Panofskys aufzuspüren, auszuwählen, zu erläutern." Und nicht nur das. Warnke konstatiert das Gelingen der erklärten Absicht, mit dem Band zugleich eine Autobiographie Panofskys vorzulegen. "Es sind wunderbare Briefe darunter, die literarisch, persönlich, fach- und institutionengeschichtlich sowie wissenschaftlich gleich ergiebig sind." Das reicht von Post aus der Hand Friedrich Gundolfs bis zu Briefen der Haushälterin Berta Ziegenhagen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001

Dass Erwin Panofskys Monumentalwerk über niederländische Malerei circa 50 Jahren nach erstmaligem Erscheinen in englischer Sprache nun in deutscher Übersetzung vorliegt, bezeichnet Willibald Sauerländer als die "späte Rückkehr eines exilierten Buches". Im Jahre 1953 sei es an die Seite einer Arbeit von Max J. Friedlaender, ebenfalls Experte für die Niederländer, getreten. Konkurrenz oder nicht Konkurrenz? Dagegen habe sich Panofsky im Vorwort "fast erschrocken" verwahrt. Schließlich sei Panofskys Methode aber doch für die Kunstgeschichte wegweisend gewesen: "Er suchte die bahnbrechende Neuerung der altniederländischen Malerei ... aus ihren formalen und spirituellen Voraussetzungen in der voraufgehenden hochmittelalterlichen Kunst zu erklären", und fand deren Vorläufer beim französischen Jean Pucelle, der sich wiederum auf die toskanischen Maler um 1300 bezog, erläutert Sauerländer. Höhepunkt der Arbeit bilde das Kapitel "Realität und Symbol": eine Auseinandersetzung mit dem Geistigen und Körperlichen in der niederländischen Malerei. Hier präge Panofsky den Begriff 'disguised symbolism", um Jan van Eycks "lockende sinnliche Wirklichkeit" zu beschreiben, die sich mit "leuchtender spiritueller Symbolik" verbinde. Panofskys Stil ist am leidenschaftlichsten und seine Sprache am bilderreichsten, so der Rezensent, in den biografischen Abrissen über Robert Campin, Jan van Eyck und Rogier van der Weyden. Abschließend lobt Sauerländer die "sensible" Übersetzung durch Jochen Sander und Stephan Kamperdick.
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