Ernö Szep

Die Liebe am Nachmittag

Roman
Cover: Die Liebe am Nachmittag
dtv, München 2008
ISBN 9783423246880
Taschenbuch, 300 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Ernö Zelter. Die Geschichte eines Flaneurs in Budapest, Mihaly, der - eingehüllt in den dekadenten Hauch des untergehenden Kaiserreichs - nach Liebe sucht wie ein Schmetterlingsfänger nach einem besonders seltenen Exemplar. Mihaly ist Feuilletonist, Theaterkritiker, Dichter, neurasthenisch - ein Flaneur wie Baudelaire ihn geträumt haben mag. Ein Mann von 47 Jahren, betrachtet er die Welt und sich selbst kontemplativ und abgeklärt, eingehüllt in den dekadenten Hauch des untergehenden Kaiserreichs, die verlorene Monarchie. Er versteht viel von Verführung, doch sein Verhältnis zu Frauen ist wie das zwischen einem Chinesen und seinem Fächer. Während Mihaly die gutsituierte, verheiratete "5 Fleur", wie er sie nach ihrem Parfüm nennt - eine namenlose grande dame, anziehend und bedeutungslos zugleich -, halbherzig begehrt und 'besitzt', erduldet er die Liebe der unschuldigen jungen Schauspielschülerin Iboly. - "Irgendetwas fehlt. Irgendetwas kriege ich von ihr nicht. So als hielte ich eine Muschel ans Ohr und sie wollte nicht rauschen - In meinem ganzen Leben habe ich von Frauen nur den Nachmittag bekommen, und wie oft hat sich auch der noch zerschlagen."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.01.2009

Der Held dieses Romans, Mihaly, ist ein Mann ohne Liebe, aber mit Liebschaften. Er ist Dichter und Publizist und neigt nicht dazu, seine Leistungen als Feuilletonist oder Dramatiker zu überschätzen. Wie er überhaupt eher Realismus bevorzugt, auch im Romantischen. Was hier geschildert wird, so die Rezensentin Andrea Diener, ist das von den Nazis für immer vernichtete Ungarn der Zwischenkriegszeit. Auch der Autor Ernö Szep, der als Jude um Haaresbreite überlebte, war so eine dem Vergessen geweihte Figur. Und wie bei den Werken von Sandor Marai, mit denen Diener diesen "leisen, melancholischen Roman" jedenfalls dem Typus nach in eine Reihe stellt, lohne die Wiederentdeckung nach Jahrzehnten durchaus.
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