Elliot Perlman

Sieben Seiten der Wahrheit

Roman
Cover: Sieben Seiten der Wahrheit
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2008
ISBN 9783421043412
Gebunden, 859 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Jendis. Ein junger Lehrer, der seit zehn Jahren nicht über den Verlust seiner großen Liebe hinwegkommt, begeht einen Akt der Verzweiflung: Er entführt den kleinen Sohn seiner ehemaligen Geliebten. Die Entführung endet harmlos, nicht aber die Kette von Ereignissen, die diese Episode auslöst. Ein Roman über die Gründe und Abgründe der Liebe, über emotionale, politische und moralische Konflikte, und über die Wahrheit, die selten in der Mitte liegt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2008

Australien war der Rezensentin nie so nah wie in diesem Buch. Dass Elliot Perlman seine facettenreiche, von nicht weniger als sieben Erzählern entworfene Suche nach der Wahrheit auf dem fernen Kontinent ansiedelt, vergisst Sabine Brandt rasch. Brandt erkennt die Allgemeingültigkeit der Geschichte einer unglücklichen Liebe und das Hauptinteresse des Autors, das ihrer Meinung nach dem Menschen gilt und seiner je individuellen Wahrnehmung der Vorgänge. Sich durch den umfangreichen Text zu arbeiten, fällt der Rezensenstin zwar nicht leicht, die sieben Erzählerstimmen sprechen ganz und gar nicht unisono, wie sie feststellt. Fasziniert jedoch nimmt sie Anteil an den Geschicken der Protagonisten, Erfahrungen, die ihr schließlich nicht mehr fremd erscheinen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.07.2008

Martin Zähringer zeigt sich beeindruckt von Elliot Perlmans Roman, der aus sieben Perspektiven von einem Entführungsfall erzählt. Der Titel des Originals "Seven Types of Ambiguity" stammt  von einem Hauptwerk des "New Criticism", einer Studie des Literaturwissenschaftlers William Empson von 1930, informiert der Rezensent. Im Mittelpunkt des Romans steht ebenfalls ein Literaturwissenschaftler, Simon, der beschließt, den Sohn von Anna zu entführen, der er, obwohl die Beziehung zu ihr schon vor zehn Jahren gescheitert ist, immer noch verfallen ist, erklärt Zähringer. Nicht nur die Konstruktion des Romans bewundert der Rezensent wegen seiner Vielschichtigkeit, auch die polyphone Erzählperspektive imponiert ihm als äußerst ambitioniert. Indem die sieben Protagonisten jeweils ihre Einschätzung des Falls und ihre Lebenshaltung präsentieren, ergibt sich ein sich gegenseitig korrigierendes Bild, was für Zähringer den Hauptreiz des Romans ausmacht. Beeindruckt haben ihn auch die "Milieuschilderungen" des australischen Autors, etwa wenn er die Welt der Prostituierten Angelique neben die um einiges skrupellosere Finanzwelt ihres Kunden Joe stellt. Am Ende fügt sich das Beziehungsdreieck Simon, Anna und der Sohn Sam, was Zähringer vielleicht eine Spur konservativ findet, sich angesichts dieses großartigen Romans aber doch gefallen lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2008

Der australische Autor Elliot Perlman löst bei Rezensentin Meike Fessmann mit seinem Roman "Sieben Seiten der Wahrheit" geradezu Begeisterungsstürme aus. Aus der Perspektive von sieben Ich-Erzählern wird die Geschichte von Grundschullehrer Simon erzählt, der, arbeitslos und verzweifelt, auf die fatale Idee kommt, den Sohn seiner Verflossenen zu entführen. Empathie und "Mehrdeutigkeit" sind die Schlüsselbegriffe, anhand derer Perlman seinen modernen Gesellschaftsroman konzipiert hat. Wie der Autor Reflexionen über die Ambiguität von Beziehungen und ihre Prägung durch wirtschaftliche Umstände vollkommen unangestrengt mit fesselnder Erzählweise verbindet, bringt die Rezensentin ins Schwärmen. Fessmann preist den Roman als vielschichtiges Meisterwerk, der gleichermaßen klug wie kurzweilig die genauen Psychogramme seiner Figuren mit klarsichtigen sozialen Diagnosen zu verbinden wisse. Nur mit dem Lektorat der deutschen Fassung hadert die ansonsten euphorische Rezensentin, denn sie meint, dass die Grammatik-Fehler in der insgesamt durchaus "soliden" Übersetzung" ohne Schwierigkeiten hätten beseitigt werden können.
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