Duden - Wörterbuch der Szenesprachen

Cover: Duden - Wörterbuch der Szenesprachen
Dudenverlag, Mannheim 2000
ISBN 9783411709519
Kartoniert, 224 Seiten, 12,73 EUR

Klappentext

Herausgegeben vom Trendbüro, Hamburg. Mit ca. 1000 Wörtern und Wendungen. Wer wissen will, wie und worüber sich Trekkies in der Hood unterhalten, was ein DAU dem Addy über den Angry-Fruit-Salat in seinem Eimer an eine E-Mail attacht oder welcher Biodeckel als Bootleg gerade im Umlauf ist, dem hilft das "Wörterbuch der Szenesprachen" sicher weiter. Zusammen mit dem Trendbüro Hamburg hat der Dudenverlag die rund 1000 wichtigsten Trendbegriffe der Jugendszenen zusammengefasst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2000

Die Sprache ist wie ein Fluss, schreibt Manfred Papst einführend, der einzelne Wörter mitschleift, sie neu formt und andere abstößt. Und die Sprachpfleger, setzt er hinzu, stünden händeringend am Ufer. Ein schönes Bild. Papst widmet sich nach dieser kleinen philosophischen Betrachtung zwei Büchern, die das Wortgeröll, die stillgelegten und die neu entstandenen Worthalden erforschen.
1) "Duden-Wörterbuch der Szenesprachen".
Ein Ärgernis, findet Papst und fragt sich, wie dieses Wörterbuch zu dem Güte-Siegel des Dudens gekommen ist. Das Buch ist in sechs Kapitel gegliedert (Musik/ Computer/Sport etc), innerhalb derer alphabetisch vorgegangen wird. Was Papst ärgert, ist der ungenaue Gebrauch der Idiome. Da würden im Computer-Kapitel zahlreiche Fachbegriffe aufgeführt, die einfach Fremdwörter seien - das Wort "homepage" etwa -, deswegen aber noch lange keine Szenesprache bedeuten. Die zunehmende Anglisierung der deutschen Sprache ist für Papst unbestritten; aber muss die englische Herkunft darum automatisch zum Wesensmerkmal eines Szeneworts avancieren, fragt Papst. Bestünde die Szenesprache nicht eher aus Neubildungen wie "dissen" oder "zuföhnen"? Gleichfalls ärgerlich findet Papst den aufgesetzten und anbiedernden Plauderton in den Erläuterungen zu den einzelnen Wörtern, die mit einer präzisen Wortgeschichte nicht viel gemein hätten.
2) Nabil Osman: "Kleines Lexikon untergegangener Wörter"
Genugtuung findet der Rezensent in diesem kleinen Lexikon, das der ägyptische Germanist Nabil Osman bereits 1971 als Dissertation vorgelegt hatte und nun neu aufgelegt wird."Eine Fundgrube", behauptet Papst, weil es, wenn auch vorübergehend, Wörter wieder zum Leben erweckt, die aus unserem Sprachschatz verschwunden sind. Papst gerät ins Schwärmen über Ausdrücke wie "bepurpurn", die Unterscheidung zwischen "Empfindung" und "Empfindnis" oder abhanden gekommene Formulierungen wie "widerstehlich" im Gegensatz zu unwiderstehlich. Das Schöne an Osmans Lexikon sei, schreibt Papst, dass es nicht nur all diese Wörter aufgespürt habe, sondern auch ihrer Geschichte, ihrem Ursprung nachgeforscht hätte. Daneben liefere der Verfasser auch eine theoretische Einführung in das Phänomen des Wortuntergangs. Ein Buch, ein Wortschatz im besten Sinn, das für Papst die lexikalischen "Tugenden des Sammelns, Ordnens und Deutens" in sich vereint.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.09.2000

Dieter Hildebrandt fühlt sich durch das neue Wörterbuch der Szenensprachen den Anforderungen der modernen Zeit gewachsen. Es sei nah am Trend und offenbare das "Changieren des ironischen Zeitgeist", begeistert sich der Rezensent. Und wie viel er schon gelernt hat, führt er anhand des total trendigen Vokabulars seiner Rezension überzeugend vor. "Das neue Trendwörterbuch", das der Rezensent parallel zu dem Buch bespricht, ist, da sich Szenesprachen bekanntermaßen schnell ändern, schlicht zu alt (1998), um allen Ernstes als "trendig" gelten zu können, weshalb es hier schweigend übergangen wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2000

Im Internet wird, da dieser Band gerade gedruckt ist, die Fortsetzung dieses "dünnsten aller Duden" schon geschrieben, merkt Oliver Maria Schmitt in seiner insgesamt launig gehaltenen Glosse zum Szene-Wörterbuch an. Offenbar ist es heute schon ein Beruf, "adoleszent zu sein", meint er, und dazu gehöre dann eben auch das eigene "Fachchinesisch". In der Regel besteht es aus englischen Ausdrücken, die nichts anderes sagen und meinen, als ihre deutschen Gegenstücke: ein langarmiges Hemd heißt dann halt "Longsleeve", oder die Pause ein "Break". Schwieriger wird es bei Verkürzungen: "auf jeden Fall" heißt dann nur noch "auf jeden". Und noch schwieriger zu verstehen ist für Uneingeweihte, so Schmitt, warum das Wort "schmal" alles bezeichnet, was "merkwürdig" ist. Aber das steht schon gar nicht mehr im gedruckten Duden, sondern erst in seiner Fortschreibung im Internet.
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