Die Stadt, das Land, die Welt verändern!

Die 70er/80er Jahre in Köln - alternativ, links, radikal, autonom
Cover: Die Stadt, das Land, die Welt verändern!
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2014
ISBN 9783462038408
Kartoniert, 636 Seiten, 29,99 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Reiner Scmidt und Anne Schulz. "Politisches Nachtgebet" in der Antoniterkirche, "Türkenstreik" bei Ford, Frauenzentrum in Ehrenfeld, Besetzung des Stollwerk in der Südstadt, "Freie Republik Platania" am Kaiser-Wilhelm-Ring, Blockade der Konrad-Adenauer-Kaserne in Raderthal, Einbruch ins EL-DE-Haus, Autonomes Zentrum in der Weißhausstraße - große Kölner Initiativen in den 70er/80er Jahren, die damals die Stadt aufgerüttelt und zum Teil sichtbare Spuren hinterlassen haben. Angestoßen von der antiautoritären Dynamik der 68er-Bewegung gab es auch in Köln zahlreiche Initiativen, um Alternativen zum und im Kapitalismus zu formulieren und praktisch umzusetzen. Die soziale Frage, staatliche Herrschaft, Ökologie, die Geschlechterfrage und das Thema Krieg und Frieden standen dabei im Mittelpunkt. 125 Autoren und Autorinnen, die damals angetreten waren, um die Stadt, das Land und die Welt zu verändern, erzählen in diesem Buch von ihren Erfahrungen in linksradikalen, sozialistischen, sozialdemokratischen, kommunistischen, anarchistischen, trotzkistischen, autonomen, grünen und alternativen Kontexten in Köln.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.08.2015

Sehr spannend finden Pascal Beucker und Anja Krüger diesen pflastersteindicken Sammelband, in dem sich 125 ehemalige AktivistInnen an ihre Zeit in Köln linker und linksradikaler Szene der siebziger Jahre erinnern. Nostalgie kann beim Lesen nicht aufkommen, bauen Beucker und Krüger falschen Erwartungen vor, dafür waren etliche Beteiligte einfach zu destruktiv und gehässig. Als einen "Werkzeugkasten für emanzipatorische Gegenwartsbewältigung" verstehen die beiden Herausgeber Reiner Schmid und Anne Schulz ihr Projekt, und die beiden RezensentInnen lesen es genau so: Als Zeitzeugenberichte, die ein erhellendes Schlaglicht auf die einzelnen Gruppen und Zirkel, auf berühmte Ereignisse und berüchtigte Aktionen werfen, die man aber keineswegs für bare Münze nehmen darf. Denn sehr unterschiedlich sei das Reflexionsniveau der einzelnen Beiträger, stellen Beucker und Krüger fest, die Darstellung manchmal selektiv und manchmal verklärend. Das gehört zur Oral History dazu, wissen die RezensentInnen und verbuchen das als einen weiteren Pluspunkt dieses Bandes.