Detlef Siegfried

Der Fliegerblick

Intellektuelle, Radikalismus und Flugzeugproduktion bei Junkers 1914 bis 1934
Cover: Der Fliegerblick
J. H. W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn 2001
ISBN 9783801241186
Gebunden, 335 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Untersucht wird die politische Faszination des Fliegens in der Zwischenkriegszeit anhand der Entwicklung der Junkers-Flugzeugwerke, des damals bedeutendsten deutschen und internationalen Flugzeugherstellers. Dort kam es 1931 zu einer Machtprobe im Management, die eine Gruppe ehemals linksradikaler Intellektueller gegen die nationalistischen Militärdirektoren für sich entschied. Durch die Zwangsenteigung der Junkerswerke 1933 wurde der Weg frei gemacht zu deren Einbeziehung in die nationalsozialistische Politik zum Aufbau einer neuen Luftwaffe.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.04.2002

Mit der "Sorgfalt des Bordmechanikers" hat der Autor die fruchtbare Koalition linker Intellektueller mit dem Fabrikbesitzer Junkers von 1929 bis 1933 recherchiert, schreibt Rezensent Erhard Schütz. Ohne nähere Bewertung refereriert er, wie die vom Flugzeug als Sinnbild begeisterten Künstler sich sowohl als impulsgebende, führende Mitarbeiter als auch in der Auseinandersetzung mit dem "stramm rechten Management" bewährten. Lange hielten sielaut Schütz Junkers den Rücken gegen den "militärisch-politischen Zugriff frei". Die Zusammenarbeit mit der NS-Betriebsorganisation bewahrte die Linksradikalen nach der Machtübernahme der Nazis jedoch nicht vor der Inhaftierung, die erst durch die Abgabe der Aktienmehrheit Junkers' an die Nazis beendet wurde, schreibt der Rezensent, der die "Konstellation von Flugzeugfabrik und Bauhaus" als "bizarre Zeitmaschine" geschildert sieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2002

Der Kopenhagener Historiker Detlef Siegfried beleuchtet mit seinem Buch ein kaum zur Kenntnis genommenes Kapitel der Kulturgeschichte des Fliegen, staunt der Rezensent mit dem Kürzel "uha". Nicht nur Charles Lindbergh faszinierte das Fliegen, sondern auch Menschen aus dem sozialistischen und intellektuellen Milieu, berichtet der Rezensent. Der Autor erzähle die Geschichte dreier Linksintellektueller, die bei den deutschen Flugzeugwerk Junkers bis zur Machtübernahme der Nazis gearbeitet hatten. Das Buch sei kenntnisreich, so "uha", allerdings müsse der Leser hinnehmen, dass sich die verschiedenen Erzählstränge, Einzelschicksal, Firmen- und Wirtschaftsgeschichte, manchmal in die Quere kämen. Deutlich aber werde, hat der Rezensent erkannt, wie eng Kunst und Technik zu dieser Zeit miteinander verwoben waren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2001

"Spektakulär" findet der Rezensent, was der Autor da aufgedeckt hat: Wie nämlich drei Männer "mit linksradikaler Vergangenheit" in den frühen 1930ern an die Spitze der Junker-Werke rückten. Volker Ullrich allerdings scheint insbesondre das typologische Moment der Studie zu imponieren. Aus der im Band aufgezeichneten Wende "vom expressiven Linksradikalismus zum pragmatischen Realismus" liest er ein biografisches Verlaufsmuster, "das später auch für manchen Akteur der Studentenbewegung von 1968 typisch werden sollte". Neben der Dokumentation dieser "einzigartigen Verbindung von technischer und künstlerischer Moderne" ist der Rezensent in den Genuss einer "Geschichte des Fliegens in der Zwischenkriegszeit" gekommen, die nicht auf die Darstellung der Junker-Werke beschränkt bleibt.