D. H. Lawrence

Aarons Stab

Roman
Cover: Aarons Stab
Weidle Verlag, Bonn 2004
ISBN 9783931135744
Gebunden, 400 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stefan Weidle. "Aaron's Rod", so der Originaltitel, erschien 1922 und markiert D.H. Lawrences Abschied von England. Erzählt wird die Geschichte des Bergarbeitersohns Aaron Sisson aus den Midlands, der Frau und Kinder verlässt, um in London und später Italien eine Karriere als Flötist zu beginnen. Lawrence verarbeitet in dem Roman eigene Erlebnisse innerhalb der Londoner Boheme während des Ersten Weltkriegs und seine Begeisterung für das Leben in Italien, wo sein Held sich neu zu finden versucht. Erstaunlicherweise ist der Roman im deutschen Sprachraum bislang übersehen worden; dies ist die erste Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2004

Mit diesem Roman, erklärt der Rezensent Werner von Koppenfels, hat D. H. Lawrence seine "Chronik moderner Sinn- und Liebessuche" abgeschlossen. Dieser Abschluss wirke allerdings keineswegs wie ein Höhepunkt, sondern eher wie eine "Antiklimax", bemerkt der Rezensent und nennt dafür zwei Gründe: Zum einen berge der Roman "reale Schwächen der Imagination und Konstruktion", zum anderen aber sei die Dunkelheit des Romans seinem Gegenstand geschuldet, nämlich dem Ersten Weltkrieg und dem damit einhergehenden "Höllensturz Europas aus der Belle Epoque in die Barbarei". Lawrences Geschichte um den Bergarbeiter und Flötenspieler Aaron Sisson, der aus seinem bisherigen Leben ausbricht und zum "pikaresken Streuner durch Landschaften und Gesellschaften" sieht der Rezensent als "Roman über das Fremdwerden der Welt". Diese "epochale Neurose", so der Rezensent weiter, spiegele sich auch in Sprache und Aufbau des Romans: "unruhig und stoßweise erzählt, ohne ordentlich verfugte Handlung, mit offenem Ende". Die dem Roman zugrundeliegende Frage liest der Rezensent an dessen biblischem Symbolismus ab: Die Flöte, die Moses' blühenden Stab evoziert, stellt die Frage nach dem Schickal des modernen Individuum zwischen Sucher und Prediger. Es war wichtig, so das abschließende Lob des Rezensenten an den Verlag, diesen Roman endlich ins Deutsche zu übersetzen und zu verlegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2004

Eher gelangweilt nimmt Rezensent Burkhard Müller die Erstübersetzung dieses frühen Romans von D.H. Lawrence zur Kenntnis. Lawrence, der seinerzeit durch die "individuelle Kühnheit" seiner vermeintlich pornografischen Romane schockierte, ist für Müllers Befinden heute "veraltet". Sein Ruhm sei wie der eines "alten Sportlers", an dessen überholten "Rekord" man mit "Rührung" zurückdenkt. Dieser frühe Roman dürfte laut Rezensent Müller daran wenig ändern. Hauptfigur der Erzählung ist Aaron Sisson, der seinen Job im Bergwerk und seine Familie verlässt, um sich in Boheme-Kreisen in London und Italien herumzutreiben. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit seinem titelgebenden "Stab", einer Flöte, die er auf "Konzertniveau" spielen kann - laut Rezensent Müller ein "deutliches phallisches Symbol". Das eigentliche Thema des Romans ist aber - wie Müller verrät - das "Verhältnis der Geschlechter", das von den Figuren des Romans "ganze Nächte hindurch" debattiert wird. Sein offenbar geringes Vergnügen an den Debatten dieses "Konversationsromans" belegt der Rezensent durch ein langes Zitat. Über den "Rang des bloßen Zeitdokuments" erhebe sich der Roman überhaupt nur an den Stellen, die Aaron allein zeigen, in "Einsamkeit und Schweigen". Aber letztlich fehlt dem Roman für Müllers Geschmack der entscheidende Gedanke: "Für ein reflexionsreiches Buch von 400 Seiten Umfang" bleibt der Erkenntnisgewinn zu "vage".
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