Cormac McCarthy

Die Straße

Roman
Cover: Die Straße
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498045074
Gebunden, 252 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Ein Vater und sein Sohn wandern durch ein verbranntes Amerika. Nichts bewegt sich in der zerstörten Landschaft, nur die Asche im Wind. Es ist eiskalt, der Schnee grau. Ihr Ziel ist die Küste, obwohl sie nicht wissen, was sie dort erwartet. Sie haben nichts als einen Revolver mit zwei Schuss Munition, ihre Kleider am Leib, eine Einkaufskarre mit der nötigsten Habe - und einander. "Die Straße" ist die Geschichte einer Reise, die keine Hoffnung lässt, nur die verzweifelte Liebe des Vaters zu seinem kränkelnden Sohn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2008

Nicht minder bedeutend und nicht minder nobelpreiswürdig als die immer noch berühmteren, aber ebenso nobelpreislosen amerikanischen Kollegen Philip Roth und John Updike ist für Hubert Spiegel der Literat Cormac McCarthy. Dies Buch ist hierzulande, wohl der Verfilmung wegen im Deutschen erst jetzt erschienen, fast zeitgleich mit dem ihm im Original erst ein Jahr später folgenden "Die Straße". Spiegel bespricht sie in einer Kritik und betont, dass nur eines von beiden, nämlich dies hier ein wirkliches "Meisterwerk" ist, womöglich sogar McCarthys stärkstes Buch. Das Szenario ist postapokalyptisch. Spiegel: "Die Welt ist verbrannt, verkohlt, entseelt." Ein paar marodierende Menschen sind übrig, nicht einmal vor Kannibalismus schrecken sie zurück. Im Zentrum stehen, namenlos unterwegs, Vater und Sohn. Sie diskutieren moralische und metaphysische Fragen und wollen zum Meer. Eine totale Reduktion aufs Grundsätzliche, die der Rezensent Hubert Spiegel in diesem Fall mit Enthusiasmus quittiert .
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.04.2007

Alex Rühle gibt sich als langjähriger Cormac-McCarthy-Bewunderer zu erkennen, findet es aber dann doch ärgerlich, dass der amerikanische Autor ausgerechnet für "Die Straße" nun den Pulitzer-Preis erhalten hat, wo er doch schon so viel Besseres geschrieben habe. Immerhin erweist sich der Autor auch bei der völlig verwüsteten, verkohlten Landschaft, durch die ein Vater und sein Sohn nach einem nicht näher beschriebenen Krieg irren, noch als virtuoser Beschwörer der - in diesem Fall zerstörten - Natur, so der Rezensent bewundernd. Allerdings findet er den alles durchziehenden Ernst und die stets auf existentiellem Niveau schwingenden Dialoge auf die Dauer ziemlich anstrengend. Im Roman geht es stets ums nackte Überleben und um die Frage, angesichts der Katastrophe noch moralisch integer zu bleiben, meint Rühle, der einen kleinen Scherz hin und wieder zu schätzen gewusst hätte. Die Versatzstücke aus dem Horrorgenre kratzen zudem am Niveau des Romans, und am Ende hat der Rezensent gar den Eindruck, bei einem Hollywoodschinken a la "Conan, der Barbar" gelandet zu sein.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.04.2007

Für Angela Schader spaltet sich das Werk von Cormac McCarthy in den Insidertipp und den Bestseller, und sie macht deutlich, wo ihre Sympathien liegen. "Die Straße" bedient ihrer Einschätzung nach wieder das breite Publikum, was ihr Missfallen erregt. Vater und Sohn sind seit Jahren auf dem Weg durch eine völlig zerstörte Welt an die Küste, wo sie sich ein leichteres Leben und vor allem Sicherheit vor der allgegenwärtigen Gefahr, Kannibalen anheim zu fallen, erhoffen. Für die Rezensentin operiert der Roman mit einer allzu eindeutigen Moral, Gut und Böse seien zu eindimensional zugeordnet. Auch wenn, wie Schader einräumt, das Buch insbesondere in seinen endzeitlichen Szenarien sehr fesselnd ist, findet sie, dass es gerade durch seine Konzentration auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn und wegen des abenteuerlichen Settings über Jugendbuch-Niveau kaum hinausgeht. Auch das etwas gezwungenen Happy End, das die Rezensentin fairer Weise nicht verrät, scheint ihr als Schwäche und so ist sie von dem Roman, der wie sie findet der Konstruktion nach einiges zu versprechen schien, ziemlich enttäuscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.04.2007

Thomas Laux kann sich nicht vorstellen, dass dieser Science-Fiction-Roman irgendjemanden kalt lassen wird und beschreibt ihn als perfekte Horrorfilm-Vorlage, die aber kaum dem Buch angemessen verfilmt werden könnte, wie er glaubt. Nach einem Krieg in nicht näher bezeichneter Zukunft streifen ein Vater und sein Sohn durch eine apokalyptische, zerstörte Welt, immer von marodierenden Kannibalen bedroht. Einziger Lichtblick in dieser dem Leser an Grausamkeiten und Hoffnungslosigkeit viel zumutenden Schilderungen ist die innige Vater-Sohn-Beziehung, meint der Rezensent durchaus aufgewühlt und er verschweigt auch nicht, dass der Vater am Ende durch einen Pfeil stirbt und der Sohn sich einem fremden Mann anschließen muss. Ein Anliegen ist es Laux, Nikolaus Stingls überaus einfühlsamer Übertragung ins Deutsche das gebührende Lob auszusprechen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.03.2007

Rezensent Ulrich Greiner ist sehr fasziniert von diesem "apokalyptischen" Buch über eine Welt nach der Katastrophe. Doch er weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichnen ist. Der Roman habe den Rang von Melville oder Edgar Allan Poe, meint Greiner einerseits. Dann wieder ist er sich nicht sicher, ob er nicht doch auf Cormac McCarthy hereingefallen ist und es eigentlich mit einem "Talkmeister der Finsternis" vom Schlage eines Bret Easton Ellis zu tun hat. In einem kleinteiligen und etwas schrullig daherkommenden Selbstgespräch versucht Greiner, der Sache nun auf den Grund zu gehen. In diesem Zusammenhang erfährt man, dass der Roman die Geschichte eines Vaters und seines Sohnes erzählt, die Überlebende einer gigantischen Weltkatastrophe sind, an deren Spätfolgen der Vater schließlich stirbt. Es werden Kinder gebraten und große, große Worte gemacht. Mitunter verliert der Rezensent das Vertrauen in seinen Geschmack, weil er den Roman immer noch mit extremer Spannung und Bewegung liest. Am Ende kapituliert er vor der suggestiven Übermacht der Sprache dieses Autors und seiner Vision.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2007

Ob Kolja Mensings Leseempfehlung ankommt? Konsequent ist Cormac McCarthys Roman in seinen Worten schließlich vor allem in seiner Hoffnungslosigkeit, wahrhaftig wesentlich in seiner Schrecklichkeit. Derart, dass der Rezensent lieber gar nicht wissen will, wie diese Geschichte ausgeht. Und doch konnte Mensing sich dem "literarischen Albtraum" nicht entziehen. Gebannt konstatiert er die radikale Reduzierung und Verdüsterung von McCarthys Themenspektrum. Keine Spur mehr von den großen menschlichen Konstanten wie Liebe und Hass, Schuld und Sühne. Der Schrecken, muss Mensing einsehen, ist absolut, "ohne jede Aussicht auf narrative Erlösung". Aber: "Man muss es lesen."
Stichwörter