Clemens J. Setz

Die Bienen und das Unsichtbare

Cover: Die Bienen und das Unsichtbare
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429655
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Pure meaning, pure poetry - diese Idee scheint Menschen in allen Jahrhunderten umzutreiben und anzustacheln. Sie ist der Motor für die Erfindung von Sprachen wie Esperanto, Volapük oder Blissymbolics. Den Anekdoten hinter diesen Plansprachen geht Clemens J. Setz in "Die Bienen und das Unsichtbare" nach, getreu dem Motto: "Erzähl die beste Geschichte, die du kennst, so wahr wie möglich." Und diese Geschichte handelt unter anderem von Charles Bliss und seiner Symbolsprache, von Kindern mit Behinderung, die sich mit Blissymbolics zum ersten Mal ausdrücken können. Davon, wie Clemens J. Setz einen Sommer lang Volapük lernt und selbst eine eigene Sprache entwickelt. Es geht um die vermutlich einzige Volapük-Muttersprachlerin, die je gelebt hat, und die Plansprache Talossa für die gleichnamige Mikronation, die ein Teenager 1979 in seinem Schlafzimmer ausrief. Um Klingonisch und High Valyrian, eine Sprache, die für die Fernsehserie Game of Thrones geschaffen wurde. Und um Esperanto, die größte Erfolgsgeschichte in der Welt der Plansprachen, deren Sprecher unter Stalin und Hitler verfolgt wurden und durch die ein junger blinder Russe zum Dichter, Abenteurer und anarchistischen Weltgelehrten wurde. Stets ist es die eigenartige Vermengung von tiefer existenzieller Krise und Sprachenerfindung, die Setz aufspürt und die ihn in ihren Bann schlägt - und so ist dieses Buch auch die persönliche Geschichte des Sprachkünstlers Clemens J. Setz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2021

Rezensentin Wiebke Porombka fühlt sich sichtlich wohl im Kosmos des Schriftstellers Clemens J. Setz. Wenn Setz den Plansprachen nachspürt, ihre mitunter skurrile Erfinder vorstellt und von eigenen Erfahrungen mit Esperanto, Volapük oder Bliss-Symbolik berichtet, lauscht sie mit Gewinn, weil Setz humorvoll und ohne große Geste schreibt, selbst wenn er das Thema Mensch und Sprache umkreist und die Rettungsfunktion von Poesie. Manchmal muss die Rezensentin googeln, weil Setz' Funde allzu verrückt klingen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.01.2021

Rezensent Kolja Reichert empfiehlt das neue Buch von Clemens J. Setz nicht nur als Einführung in die fantastische Welt der Plansprachen, sondern auch als Anleitung zum Erleben anderer Lebenswelten schlechthin. Wie sich das eine ins andere übersetzen lässt oder eben überhaupt nicht, darüber denkt Setz laut Reichert nach, indem er Blissymbolics-Dichter trifft, Volapük lernt und fragt, wozu man Klingonisch sprechen sollte. Wie der Autor selbst über sein Thema spricht, ist für Reichert dabei das eigentliche Ereignis des Buches, weil es viel über das Hinterfragen von Zuschreibungen lehrt, erläutert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.12.2020

Rezensent Michael Braun sieht in Clemens J. Setz einen ästhetischen Dissidenten im besten Sinne. Das Buch der Plan- und Kunstsprachen verschlingt Braun mit Freude über den von Setz dokumentierten Erfindungsreichtum der Sprachausdenker und zugleich mit Entsetzen über ihre existenziellen Abgründe, von denen auch Setz im Buch ein Lied singt, wie Braun erklärt. Fantastisch die mit großer Entdeckerfreude je einer Sondersprache gewidmeten Einzeldossiers im Band, findet Braun, fesselnd die darin erzählten Lebensgeschichten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.11.2020

Rezensent Lothar Müller verschwindet gerne in den diversen Rabbit Holes, die Clemens Setz mit diesem "erzählenden Sachbuch" auslegt. Die großen Themen sind dem Kritiker zufolge Plansprachen, ihre Nutzung als Inspirationsquelle für Nonsens-Poesie und die Unterscheidung der Plansprachenerfinder in solche, die ihre Kreation geizig behüten, und solche, die ihre Weiterentwicklung begrüßen, erzählt Müller. Als heimliche Hauptfigur entpuppt sich laut Müller dennoch Setz selbst: Es ist eine wahre Freude, wie er den Google-Übersetzer mit Unsinnsgedichten füttert und poetische Kuriositäten zutage fördert, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.10.2020

Rezensent Christian Dinger ist sehr froh, dass Clemens J. Setz Abseitiges so interessant aufzubereiten versteht. Dem Kritiker zufolge dreht sich Setz' neuestes, wie er findet bisher persönlichstes Buch um das Glück des einander Verstehens, den Terror fehlender Kommunikationsmöglichkeiten und die sprachwissenschaftlichen Versuche, das gegenseitige Verstehen zu erleichtern - "ein Buch mit dem Informationswert einer Dissertation", das dennoch bestens unterhält und die Literaturlandschaft mit seiner Originalität eindeutig bereichert, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.10.2020

Rezensentin Marianna Lieder liest das neue Buch von Clemens Setz nicht als erschöpfende Abhandlung über Kunst- und Fantasiesprachen, sondern als subjektive Liebeserklärung des Autors an sein Material. Daher fehlt etwa das Thema repressive "Sprachplanung" ganz, erläutert Lieder. Dafür bieten Setz und sein Alter Ego im Buch laut Rezensentin aber spannende und exzessiv abschweifende Ausflüge ins Klingonische, in die Untiefen der Plansprache Volapük oder auch zu den Genies unter den Esperanto-Sprechern. Deutlich wird für Lieder: Setz favorisiert klar das Dissidentische, den Nonsense und das poetische Potenzial künstlicher Sprachen.