Claude Simon

Die Straße in Flandern

Roman
Cover: Die Straße in Flandern
DuMont Verlag, Köln 2003
ISBN 9783832178475
Gebunden, 332 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Neu übersetzt aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. In diesem vor nahezu fünfzig Jahren erschienenen Roman wird in unvergesslichen und berührenden Szenen von schmerzhafter Eindringlichkeit der Krieg zum zentralen Thema. Es ist die traumatische Lebenserfahrung, die sich von nun an wie ein roter Faden durch das literarische Werk von Claude Simon zieht: einer von zwei Überlebenden seines Dragonerregiments zu sein, das die französischen Offiziere 1939 den deutschen Panzern entgegenführten. In seinem wegweisenden Roman wird die Wirklichkeit "zerfetzt" - am Ende steht nicht nur eine rätselhafte und hintergründige, sondern eine zertrümmerte Welt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.10.2003

Ein wirklich schwer, "notorisch schwer" zu lesendes Buch hat Rolf Vollmann da besprochen, das er weiß Gott nicht "anpreisen" möchte. Ein Buch, das er "für ein paar tausend unter uns", sich inklusive, zurückhalten möchte, für all die, die da wissen, dass es "Dinge gibt, die etwas anderes sind, als was sonst für schön und begehrenswert" gehalten wird. Es handelt sich um den pünktlich zum neunzigsten Geburtstag des Autoren, Claude Simon, nun durch Eva Moldenhauer neu und gelungen übersetzten Roman "Die Straße in Flandern". Er erzählt die Geschichte eines belgischen Offiziers, der im Zweiten Weltkrieg unter kuriosen Umständen zu Tode kommt. Dieser habe neben dem ungeschickten Verlust seiner Untergebenen vor allem im Betrug seiner jungen Frau mit seinem Jockey "beinahe noch so etwas wie zivile, romanhafte Motive für den Tod", wie uns Vollmann verrät. Daneben beweise der Autor erneut, dass er in "erotischen Passagen" zu den "ganz Großen" zähle, jedoch nur für diejenigen, die eben mit solch schwerer Lektüre umzugehen wissen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Thomas Laux gibt zwar zu, dass es sich bei diesem 1960 erstmals publizierten Nouveau Roman um ein schwieriges Buch von "ausgewiesener Widerborstigkeit" handelt, aber er ist nichts desto trotz begeistert, woran auch die neue Übersetzung von Eva Moldenhauer großen Anteil hat. Die Handlung, in der ein Rittmeister während des Zweiten Weltkriegs zu Tode kommt, was Spekulationen darüber auslöst, ob es sich nicht in Wahrheit um einen verkappten Selbstmord handelt, lässt sich laut Rezensent kaum stringent wiedergeben. Das liegt an der äußerst verschachtelten Erzählweise, der aufgebrochenen Chronologie der Geschehnisse, den verschiedenen Personenperspektiven, aus denen heraus erzählt wird und die sich ständig gegenseitig in Frage stellen, erklärt Laux. Die "große Konzentration", die damit vom Leser gefordert wird, bietet als Gewinn den überwältigenden "Genuss einer reichen, suggestiven Bildersprache", erklärt der Rezensent, der sich von diesem Roman vollkommen in den Bann gezogen fühlt. Ein "höchst faszinierendes Buch", schwärmt Laux hingerissen, ein "sprachliches Kunstwerk sui generis". Übersetzerin Eva Moldenhauer lobt er abschließend ausgiebig für ihre "ungeheure Könnerschaft", mit der sie den Roman in eine "zeitgemäße" Sprache übertragen habe. Besonders überzeugt hat ihn, dass Moldenhauer es "sehr genau" mit dem individuellen Sprachduktus der einzelnen Figuren nimmt und auch vor plastischen, drastischen Wendungen nicht zurückscheue.
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