Claude Simon

Der blinde Orion

Cover: Der blinde Orion
Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783861508588
Gebunden, 170 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen übersetzt von Eva Moldenhauer. Mit 22 Abbildungen. Als einer der wichtigsten Autoren des Nouveau Roman hat Claude Simon wie kaum ein anderer die moderne französische Literatur geprägt. 1985 wurde er dafür mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Beispielhaft für Simons virtuoses experimentelles Spiel mit der erzählenden Sprache ist "Der blinde Orion", entstanden 1970 auf Anregung des legendären Kunstverlegers Albert Skira. Das schmale Büchlein ist ein wahres Feuerwerk sprachlicher Assoziationen; Szenen, die immer wieder in Bildern erstarren, um gleich darauf wieder zu prallem Leben zu erwachen, ranken sich um wirkliche Bilder - Skizzen, Fotografien, Collagen, anatomische Illustrationen aus medizinischen Lehrbüchern. Im Zentrum steht das Monumentalgemälde "Der blinde Orion sucht die Sonne" von Nicolas Poussin, eines von Simons Lieblingsbildern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2009

Joseph Hanimann empfiehlt diesen im Original bereits im Jahr 1970 entstandenen Band Claude Simons zu Poussins Gemälde "Der blinde Orion", der nun auch auf Deutsch erscheint. Sprachliche Assoziationen zur Figur des Orion, erfahren wir, führen den Autor schnell weg von der eigentlichen Bildbeschreibung und hin zu einer Vielzahl neuer Motive. Abgebildet sind in diesem Band "aus dem Grenzgebiet zwischen Kunst und Literatur" neben dem Orion-Gemälde zudem Werke wie Fotomontagen von Brassai und Warhol oder Collagen von Rauschenberg, teilt der Rezensent mit. Ohnehin müsse man sich bei Simon stets auf sein inneres Auge verlassen, meint Hanimann, nun würden eben die Bilder gleich mitgeliefert. Allerdings, stellt der Rezensent heraus, sind diese keine bloßen Textillustrationen, sondern geben ihrerseits immer wieder neue Assoziationsanstöße. Hanimann lobt außerdem die "prächtige" Aufmachung des Bandes, den er sowohl Simon-Liebhabern wie Neulesern ans Herz legen möchte.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2008

Der 1970 in der Reihe "Sentiers de la creation" ("Pfade der Schöpfung") erschienene Band "Der blinde Orion" von Claude Simon liegt nun auch in einer deutschen Übersetzung und zudem in überaus prächtiger Ausstattung vor, freut sich Felix Philipp Ingold. Allerdings dürfe man sich weder von der bibliophilen Ausstattung noch vom Reihennamen auf die falsche Fährte locken lassen, denn Simon mache in seiner Einleitung wie auch im Buch selbst deutlich, dass er sich weniger als Schöpfer origineller Werke, denn als "Arrangeur und Monteur" verstehe, erklärt der Rezensent. Was der Autor hier ausgehend von Nicolas Poussins 1658 entstandenem Gemälde "Der blinde Orion sucht die Sonne" in mäandernder, "labyrinthischer Suchbewegung" wie Simon es selbst beschreibt, entwickelt, ist eine "wertfreie Beschreibungskunst", die nicht zuletzt deshalb so fesselnd ist, weil sie in der Lektüre das Beschriebene erst entstehen lässt und die Leser dabei vielfältige "sinnliche Erfahrungen" machen, wie Ingold schwärmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2008

Sehr eingenommen zeigt sich Rezensentin Gesine Hindemith von Claude Simons Werk aus dem Jahre 1970, das nun erstmals auf Deutsch erschienen ist. Ausgehend von dem Gemälde des Künstlers Nicolas Poussin "Der blinde Orion sucht die Sonne", welches dem Autor als "poetologische Metapher" dient, entwirft Simon hierin ein Panorama an Bildassoziationen. Äußerst erhellend findet sie die Gedanken zur Kunst des Erzählens, mit denen der Autor seine Bildbetrachtungen ummantelt. Insbesondere das Vorwort des Schriftstellers instruiere den Leser gekonnt in literarischen Fragen, betont die Rezensentin. "Virtuos" reihe Simon in seinen weiteren Ausführungen szenische Bildbeschreibungen aneinander und kreiere dabei ein "beständiges Ineinanderkippen von Erzähl- und Bildebene", von deren Qualität Hindemith beeindruckt ist. In der fragmentarischen Konstruktion des Textes erkennt sie zudem Parallelen zur filmischen Schnitttechnik.
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