Edouard Glissant

Kultur und Identität

Ansätze zu einer Poetik der Vielheit
Cover: Kultur und Identität
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2005
ISBN 9783884232422
Gebunden, 87 Seiten, 15,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Beate Thill. Den Prozess der "Globalisierung" der Welt hat der Romancier, Poet und Kulturphilosoph Edouard Glissant frühzeitig als kulturelle Tendenz ausgemacht und beschrieben. Er fand ihn als kreative Kraft im Zusammenleben der verschiedenen Kulturen seiner Heimat Martinique. Glissant konnte mit seiner "Poetik der Vielheit" die fragmentarische Theorie der weltweiten Beziehung entwerfen, die uns das philosophische Werkzeug liefert, um die Globaliserung als kulturelles Phänomen zu begreifen. Eine Poetik, die die Grenzen des Ästhetischen hinter sich lässt und sich aus ethnologischen, psychologischen und soziologischen Erkenntnissen speist. Mit "Kultur und Identität" liegt nun eine Zusammenfassung seines Ansatzes vor. Ein Glossar der Übersetzerin zu den Schlüsselbegriffen des Autors erleichtert den Zugang zum Gesamtwerk Edouard Glissants.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.12.2005

Vielleicht lasen sich die Aufsätze des karibischen Autors Edouard Glissant vor zehn Jahren noch besser, so Rezensent Joseph Hanimann. Aber auch heute scheint die Lektüre noch zu lohnen. Glissant hatte damals die These aufgestellt, die ganze Welt sehe einer "Kreolisierung" entgegen. Damit meinte er, so Hanimann, nicht die Kulturvermischung, die es immer gab, sondern "ein Ereignis jäher Konfrontation bei vollem Bewusstsein". Ein Krieg zum Beispiel, oder das Aufeinandertreffen von Sklaven mit Kolonialherren. Die Frage, die sich für Glissant daraus ergab, war: Wie bewahrt man seine Identität, ohne sich dem Anderen zu verschließen. Glissant gleite dabei gelegentlich ins Unverbindliche ab, doch seine konkreten Anwendungsbeispiele, von denen es leider zu wenige gebe, findet der Rezensent immer noch anregend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2005

Kein gutes Haar lässt Rezensent Andreas Dorschel an diesen Vorträgen zum Thema "Kultur und Identität", die Edouard Glissants, Professors für Philosophie an der City University New York, vorgelegt hat. Er zitiert ein paar holprige Sätze des Autors, die für ihn dokumentieren, dass diesem das Denken nicht allzu sehr liegt. Einer echten Diskussion gehe Glissant von vornherein aus dem Weg, schimpft der Rezensent und hält ihm einen Jargon vor, dessen Sinn sich einem kaum erschließt. "Nach der Lektüre sollte der Eindruck einer unsteten Suche vorwiegen, die vielleicht in die Irre geht, nicht aber der eines in sich geschlossenen Systems", zitiert Dorschel ein Ziel des Autors. "Den gesollten Eindruck zu wünschen, war durchaus überflüssig", resümiert er. "Denn wie sollte Argwohn vor geschlossenen Systemen aufkommen, wo weit und breit beim besten Willen nicht einmal eine schlüssige Überlegung auszumachen ist."
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