Claude Simon

Das Gras

Roman
Cover: Das Gras
DuMont Verlag, Köln 2005
ISBN 9783832179083
Gebunden, 206 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Das Gras erzählt aus dem Innenleben einer Familie, um von der Zeit und ihrem Verfließen zu erzählen. Eine alte Frau stirbt. Nahe beim Haus, am Fuß der sommerlich heißen Pyrenäen, liegt Louise, die junge Frau ihres Neffen, im Gras und erzählt, was geschieht und geschah: Wie die sterbende Marie, Tochter eines des Lesens unkundigen Bauern, mit ihrer Schwester Eugenie unter Verzicht auf ein eigenes Leben dem jüngeren Pierre die Karriere eines Universitätsprofessors ermöglicht hat, und wie Sabine, Pierres Frau, ihren Kampf gegen das Verwelken führt. Louise möchte am liebsten fortgehen, aber sie fühlt sich verkettet mit den ineinander verschlungenen Schicksalen der anderen. So entsteht "Geschichte", im Fluss der Gedanken und Erinnerungen, vorantastend, in immer enger umkreisenden Beschreibungen. In den virtuosen Sätzen eines Claude Simon, lang dahinrollend, ergießt sich eine Flut von Bildern üppiger Sinnlichkeit - in denen das Wesentliche unsichtbar bleibender Geschichte sichtbar wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2005

Rolf Vollmann bemerkt erfreut, dass dieser zweite Roman von Claude Simon, der 1958 im Original erschien und nun in neuer Übersetzung vorliegt, nichts von seiner Schönheit und seiner Rätselhaftigkeit verloren hat. Ja, vielleicht ist das Buch sogar "noch schöner geworden", lobt der Rezensent, der sich (und seinen Lesern) allerdings gar nicht erklären kann, was an dem Roman denn so "faszinierend und so wunderbar" ist. Die Geschichte um einen "missratenen Sohn", dessen Frau ihn betrügt, lasse sich insbesondere in den "grotesken Einlagen" als "Parodie", nicht nur auf die eigene Familie des französischen Autors, sondern auch auf Familiengeschichten insgesamt lesen, meint Vollmann, der dieses Buch "unbegreiflich berührend" findet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.05.2005

Claude Simons erstmals 1958 erschienener Roman "Das Gras" ist nicht die leichteste Lektüre für "ungeübte Leser", warnt Thomas Laux und erklärt, dass die noch vorhandenen Rudimente von Handlung nicht chronologisch, sondern "spiralförmig" erzählt werden und hinter das Grundthema des Romans, das Verstreichen der Zeit, zürücktreten. Das Erzählte (zwei Schwestern treffen nach Jahren ihren Bruder wieder, für dessen Karriere sie ihr Leben geopfert haben) werde immer wieder "dezentriert" und in Suggestionen, Bildern, Symbolen und Allegorien aufgelöst, wie Laux beschreibt, so dass die Geschichte "springt oder unwillkürlich im Raum stehen bleibt." Für die anspruchsvolle Komposition des Buches und die kunstvolle Eleganz seiner Sprache habe sich Eva Moldenhauer als "kongeniale Übersetzerin" erwiesen, urteilt der Rezensent. Sie habe die erste deutsche Übersetung von Erika und Elmar Tophoven aus dem Jahre 1970 um Längen übertroffen, da sie "präziser im Detail" sei und es verstanden habe, die Eleganz des Originals einzufangen. "Man kann auch sagen: ein Glücksfall."