Christos Tsiolkas

Nur eine Ohrfeige

Roman
Cover: Nur eine Ohrfeige
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 9783608939026
Gebunden, 510 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Ein heißer Sommertag, ein Barbecue mit Freunden und Familie - es hätte ein perfektes Fest werden können, doch dann verliert Harry die Beherrschung. Er verpasst dem dreijährigen Hugo eine Ohrfeige.Dieser Vorfall hat ein folgenreiches Nachspiel für alle, die seine Zeugen wurden ... Die Ohrfeige zwingt sie dazu, ihr eigenes Familienleben, all ihre Erwartungen, Überzeugungen und Wünsche infrage zu stellen. Aus acht Perspektiven schildert Tsiolkas das innere Erleben der Gäste.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.07.2012

Das Panorama ist dann doch etwas zu weit geraten, mutmaßt Claudia Kramatschek angesichts des Romans von Christos Tsiolkas, der sich mit seinem Roman vornimmt, die australische Mittelschicht zu desavouieren und dabei gleich das ganze 21. Jahrhundert mit abhakt: die heikle Balance zwischen Arbeit und Privatleben, Liebe, Identität, 9/11. Wäre nicht nötig gewesen, meint Kramatschek. Die Kreise, die der Autor zieht, von der Familie hin zu gesamtgesellschaftlichen Phänomenen, von der vermeintlichen liberalen Aufgeklärtheit hin zur Bigotterie und schreienden Einsamkeit, hätten ihr wohl gereicht. Auch wenn der Autor, der einigen seiner Figuren die Möglichkeit zur Läuterung mit auf den Weg gibt, nicht die Schärfe eines Tom Wolfe erlangt, wie die Rezensentin etwas enttäuscht feststellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.06.2012

Ulrich Baron entdeckt im Roman des Autors Christos Tsiolkas, 1965 als Sohn griechischer Immigranten in Australien geboren, viel "Potential", das aber in seinen Augen restlos unausgeschöpft bleibt. Der Autor macht eine Ohrfeige, die dem dreijährigen Sohn griechischer Einwanderer auf einer Grillparty verpasst wird, zum Angelpunkt einer an Verwicklungen reichen Mehrgenerationengeschichte, die den Rezensenten an eine TV-Serie erinnert. Es hätte ein großes Buch über das Schicksal griechischer Einwanderer in Australien werden können, auch über einen tragischen Aids-Tod, meint Baron. Doch der Roman setzt aufs Anekdotische und auf Effekte und so entwickeln sich seine Figuren letztlich nicht wirklich weiter, beklagt der Rezensent. Er attestiert Tsiolkas, der als Theater- und Fernsehautor gearbeitet hat, zwar ein Händchen für "effektvolles szenisches Erzählen", ein großer Wurf ist ihm hier aber nicht gelungen, soviel steht für den Rezensenten fest.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2012

Katharina Teutsch verdammt diese in Australien spielende, griechische Migrantengeschichte in Bausch und Bogen. Insbesondere stößt sie sich an den "vermessenen Vergleichen" des Verlags, der diesen Roman in die Nähe von Großmeistern der Gegenwartsliteratur gerückt wissen will: Deren Umsetzung dessen, was hier "talentfrei heruntergeplappert" werde, hätte die Rezensentin dann doch wesentlich lieber gelesen. Stattdessen würden große Reizthemen von Homosexualität über Rassismus und Drogen bis hin zu Aids und Krebs "sprachlich reizlos" angerissen, ohne dass Teutsch daraus einen Gewinn zu ziehen vermag. Ohrfeigen für den Autor selbst zieht sie dann wegen dessen pornografischen Grundgestus in Erwägung, der es vor Vögeleien und großzügig unmotiviert verteilten Körperteilen im Text nur so strotzen lässt.
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