Christina von Braun

Geschlecht

Eine persönliche und eine politische Geschichte
Cover: Geschlecht
Propyläen Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783549100257
Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Christina von Braun begibt sich auf eine innere Reise, die sie aus dem Deutschland der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart, von Rom, London und New York bis nach Paris und Berlin führt. Wann beginnt eine wohlerzogene Tochter aus liberalem Elternhaus über die Frauenrolle nachzudenken? Welchen Einfluss übt die nie gekannte Großmutter aus? Offen und persönlich erkundet Christina von Braun ihre Geschichte und zugleich die ihrer Generation: Sie erzählt vom feministischen Aufbruch im 20. Jahrhundert, an dem sie als Autorin, Denkerin und Filmemacherin federführend und an entscheidender Stelle beteiligt war. Zugleich erzählt sie von ihrem individuellen Ringen, den Feminismus in alltägliches Leben zu übersetzen: Wie gelingt eine Ehe, in der beide Partner selbstbestimmt entscheiden und ihre Ziele gleichberechtigt verfolgen? Wie schafft man es, Mutter zu sein, ohne auf ein eigenständiges Leben zu verzichten?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.2021

Eher ungnädig im Ton bespricht der Literaturwissenschaftler Magnus Klaue dieses Buch, das er zunächst in einen Trend einordnet: Autobiografien von Geisteswissenschaftlern, die durch eine "Verschränkung von Subjekt- und Sozialgeschichte" Relevanz von sich behaupten - ein Beispiel ist Helmut Lethens im letzten Jahr viel beachteter Band "Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug". Von Braun kommt aus bestem Hause, sie ist verwandt mit dem bekannten Raketenforscher, aber auch Enkelin von Hildegard Margis, die einer kommunistischen Widerstandsgruppe angehörte. Wissenschaftlich gilt sie in Deutschland als die erste Dozentin für Genderstudien. Klaue geht im folgenden vor allem auf Brauns Verhältnis zur Zweiten Frauenbewegung ein, das in ihrem Buch eine Rolle zu spielen scheint, obwohl Braun, so Klaue, ihr nur am Rand angehörte. Offenbar ist sie nicht ganz zufrieden mit den Protagonistinnen dieser Phase, weil sie nicht ihren eigenen Begriff von "Gender" teilen. Klaue wirft Braun eine "gewisse soziale Blindheit" gegenüber den Feministinnen vor, die er auch auf Brauns privilegierten Familienhintergrund zurückführt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.05.2021

Rezensentin Patricia Hecht ist beeindruckt vom Leben und Schaffen der Autorin, Filmemacherin und Feministin Christina von Braun, die in Deutschland erstmals den Studiengang Gender Studies einführte, 1997 an der Berliner Humboldt Universität. Aber wenn diese intellektuelle Ausnahmegestalt von ihrer Selbstwerdung erzählt, dann bleibt Hecht bei aller Sympathie auf Distanz: Brauns Onkel war der NS-Rakentenforscher Wernher von Braun, ihr Vater nach dem Krieg Spitzendiplomat, sie selbst wuchs in Rom und London auf, verkehrte von Jugend an in erlauchtesten Kreisen und an elitären Universitäten. Dass Braun sich als repräsentativ für eine Generation empfindet, macht die Rezensentin perplex.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.04.2021

Rezensentin Aurelie von Blazekovic lernt viel über den Kampf der Frauen für Gleichberechtigung in Christina von Brauns Buch, viel auch über die Etappen im Leben der Autorin und wie Politik und Gesellschaft immer wieder damit eng verbunden waren und sie bestimmt haben. Wie und warum sich die Geschlechterverhältnisse veränderten, erzählt die Kulturwissenschaftlerin laut Rezensentin anhand ihrer eigenen Familiengeschichte, analytisch, archäologisch ihre Biografie entblätternd. Für Blazekovic lehrreich und mitunter auch lustig, wenn die Autorin die Kämpfe in ihrer eigenen Ehe oder die Widerstände in der Gesellschaft retrospektiv erörtert.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.03.2021

Rezensentin Maike Albath liest Christina von Brauns Autobiografie als Geschichte weiblicher Selbstermächtigung, nicht nur die der Autorin, sondern einer ganzen Generation. Wie die Kulturwissenschaftlerin erkundet, was sie geprägt hat, nämlich mit unprätentiösem Blick auf die eigene Herkunft, Familie, Freunde, aber auch unter Einbezug von Simone de Beauvoirs Ideen zum weiblichen Selbstbild, findet Albath aufschlussreich. Gesellschaftliche wie private Bedingungen eines Lebenswegs werden für die Rezensentin ebenso sichtbar wie die Provinzialität der Bundesrepublik.