Christian Haller

Die verborgenen Ufer

Roman
Cover: Die verborgenen Ufer
Luchterhand Literaturverlag, München 2015
ISBN 9783630874654
Gebunden, 256 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Am 19. Juni um vier Uhr nachts wird Christian Haller von einem dumpfen Schlag geweckt. Es dauert einige Zeit, bis er begreift, was dieser dumpfe Schlag bedeutet: Die Terrasse seines Hauses wurde vom Hochwasser des vorbeifließenden Flusses in die Tiefe gerissen. Aber nicht nur sein Haus ist bis in die Grundfesten erschüttert, auch sein Lebensfundament ist mit einem Mal untergraben und zeigt bedenkliche Risse. Diese Einsicht erschreckt den gerade siebzig Jahre alt gewordenen Autor, sie lähmt ihn aber nicht. Er weiß, wie er dem Schrecken begegnen kann - mit Erzählen. Und dieses Erzählen führt in die Tiefen seiner Erinnerung. Im Ton eines autobiografischen Romans blickt er zurück auf die Anfänge seines Lebens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2016

Rezensent Kurt Drawert verfügt, vielleicht weil er selbst Schriftsteller ist, über das nötige Gespür und Einfühlungsvermögen, um sich ganz und gar in die tief reichende Prosa Christian Hallers sinken zu lassen. "Die Verborgenen Ufer" ist ein weiterer Ausgrabungsort in Hallers unvollendbarer "Archäologie des eigenen Lebens", die asymptotische Annäherung an ein romantisches Zauberwort, das mit dem Gegenstand eins ist, eine sprachliche Gegenbewegung zur Entfremdung, so Drawert. Auf einer oberflächlichen Betrachtungsebene, so scheint der Rezensent uns mitteilen zu wollen, mögen einige Passagen langweilen, dann wieder zu hektisch oder pathetisch überbordend anmuten, doch in der Gesamtkomposition und unter dem die Oberfläche durchbrechenden Blick, offenbaren sich dem hingerissenen Rezensenten die Komplexität und Ästhetik dieser Prosa in all ihrer "Schwingungsvielfalt" zwischen Bewegung und Stillstand, Pathos und Ironie, Anekdotischem und Momenthaftem.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.03.2016

Für Paul Jandl gehört der Schweizer Schriftsteller Christian Haller zu den großen Stilisten seines Landes. Das beweise er auch in seinem neuen Buch, einem "Roman der Ecken und Kanten". Im Mittelpunkt stehe ein Mann, der Schriftsteller werden will, zunächst aber mal als Lehrer sein Geld verdienen muss. Hoffnung macht dieser Entwicklungsroman nicht gerade, findet Jandl, zumal der Protagonist hartnäckig vom Pech verfolgt wird. Wie dieser tragische Held aber für sein Ziel kämpft, das löst auch komische Momente aus, so der Rezensent. Zwar sei "Die verborgenen Ufer" insgesamt eher ernsthaft im Ton, aber seine "Mischung aus Empathie und schonungsloser Distanz eröffnet einen schillernden Raum literarischer Selbsterforschung", meint Jandl.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.11.2015

Samuel Moser findet in diesem Roman von Christian Haller nicht ganz die Dichte der früheren Bücher des Autors. Dafür ist der Autor nun näher dran an seinem Ich, schreibt eigentlich eine Autobiografie, wie Moser erklärt. Wenn konkrete Bilder und Momente im Bericht von der immer wieder scheiternden und Umwege nehmenden Entwicklung eines Dichters nun eher der Abstraktion dienen, wie Moser schreibt, ist der Rezensent zurückhaltend mit Lob, entdeckt jedoch auch Momente großer Intuition und Fantasie. Etwa wenn der Autor seine früheste Kindheit beschreibt.
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