Angelika Overath

Unschärfen der Liebe

Roman
Cover: Unschärfen der Liebe
Luchterhand Literaturverlag, München 2023
ISBN 9783630876344
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Zugreise von Chur bis nach Istanbul: Angelika Overath erzählt eine west-östliche Fahrt durch den Balkan. Wie viel Freiheit kann es geben zwischen drei Menschen unterschiedlicher Kulturen, die einander suchen und sich selbst finden?Als Baran im schweizerischen Chur den Zug besteigt, ahnt er bereits, dass nichts mehr so sein kann, wie es war. Sein Lebenspartner Cla entfremdet sich ihm. Und auch er hat sich verändert. Er liebt Cla, aber nun hat er die Bündnerin Alva, Clas vorherige Partnerin und Mutter ihres gemeinsamen Kindes Florinda, kennengelernt. Was bedeutet diese unerwartete Nähe? Je länger Baran aus dem Zugfenster schaut, hinter dem die Landschaften ihr Gesicht wechseln, je vertrauter werden ihm die Menschen in den Abteilen mit ihren Geschichten, desto mehr mischen sich Erinnerungen und gegenwärtiges Erleben. Orte und Zeiten gehen ineinander über. Im Nachtzug von Sofia nach Istanbul bricht eine Entscheidung auf, die am Ende alle überraschen muss.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2023

Dass es sich bei dem Roman von Angelika Overath um eine Fortsetzung handelt, merkt der Rezensent Marco Neuhaus diesem nicht an. Der Protagonist Baran befindet sich auf der Rückreise von seiner Ex-Freundin, mit der er ein Kind hat und für die er wieder Gefühle entwickelt, zu seinem derzeitigen Freund, den er des Fremdgehens verdächtigt, fasst Neuhaus zusammen. Während der langen Zugfahrt von der Schweiz nach Istanbul reflektiert Baran, so Neuhaus, über seine derzeitige Situation und bindet europäische und kleinasiatische Historie, von Kaiser Konstantin bis Atatürk, in seine Gedankengänge ein. Neuhaus moniert, dass die anderen Figuren im Roman blass bleiben und die Chance auf eine Auflösung des Liebesdreiecks, zum Beispiel in Form einer polygamen Beziehung, nicht stattfindet. Die Landschaftsbeschreibungen imponieren dem Rezensenten dagegen sehr, und er sieht in diesen poetischen Schilderungen die Stärke dieses Romans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.05.2023

Rezensentin Lena Bopp begleitet in Angelika Overaths neuem Roman ein "unwahrscheinliches Paar" auf eine Zugreise durch Europa. Die im Vorgängerroman begonnene Geschichte des Schweizer Lehrers Cla, der in Instanbul dem Kellner Baran begegnet und sich in ihn verliebt, wird hier weitergeführt, informiert uns Bopp. Diese Zweierkonstellation wird nun durch Clas Ex-Freundin erweitert, der Baran bei einer Begegnung in dessen Heimatstadt näherkommt. Erzählt wird nun vor allem Barans Rückreise nach Istanbul durch den Balkan, so die Kritikerin, auf der er vom Krieg gezeichnete Landschaften passiert und in Erinnerungen an seine Kindheit vertieft ist. Das wird episodenhaft als "Reise durch Raum und Zeit" erzählt, so die Rezensentin, während der sich Erinnerung, Beobachtungen und Tagträume vermischen. Manchmal, meint Bopp, fehlt hier der rote Faden, aber man liest auch "starke Passagen", in denen sich diese Elemente zu eigenständigen "Prosaminiaturen" verdichten. Das Ende überrascht und lässt die Kritikerin vermuten, dass es noch eine Forsetzung geben wird.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.05.2023

Rezensentin Gisa Funck hält Angelika Overaths Roman über eine komplexe Dreierkiste für überfrachtet. Wenn der Protagonist des Romans auf einer Zugfahrt aus der Schweiz nach Istanbul über seine homosexuelle Beziehung kontempliert, weil sein Partner von seiner Ex ein bislang verheimlichtes Kind hat, wird's laut Funck leider nicht nur genderfluid verwirrend, sondern nachgerade verquast. Exkurse übers Bergsteigen, das Massaker von Vukovar oder den Gottesbegriff bei Nikolaus von Kues hätte diese Beziehungsreisegeschichte mit poetischem Ton gar nicht nötig gehabt, findet die Rezensentin.