Cheryl Benard, Edit Schlaffer

Die Politik ist ein wildes Tier

Afghanische Frauen kämpfen um ihre Zukunft
Cover: Die Politik ist ein wildes Tier
Droemer Knaur Verlag, München 2002
ISBN 9783426272794
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

In Kooperation mit Asifa Homayoun von RAWA. Im Westen kennt man nur die völlig verhüllten afghanischen Frauen, die ihr Schicksal ohne Gegenwehr hinnehmen. Doch es gibt eine starke Widerstandsbewegung, die in den Flüchtlingslagern und in Afghanistan selbst versucht, die Lebensbedingungen der Frauen zu verbessern und sie für den Widerstand gegen die fundamentalistischen Vorschriften zu gewinnen. Edit Schlaffer und Cheryl Beard schildern mit kritischem Blick die oft lebensgefährliche Arbeit der RAWA-Frauen, ohne diese zu verherrlichen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.05.2002

Bisschen rosarot findet Heide Oestreich dieses Porträt der bereits zu Zeiten der Taliban existenten afghanischen Frauenorganisation Rawa ja schon: Die Sympathie der beiden Autorinnen schlage öfters um in die Beschreibung eines "quasi therapeutisch wirkenden Erleuchtungserlebnisses" und stelle Rawa zweifelhafterweise als "erste postmoderne Widerstandsbewegung" vor. Das Prädiakat "wertvoll" möchte unsre Rezensentin dem Buch dennoch aufpappen. Schließlich beschreibe es die geheimnisumwitterte Organisation ausführlich, mache ihre "bemerkenswerten Leistungen" bekannt und verschaffe ihr internationale Präsenz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.04.2002

Schon lange vor dem 11. September hat sich das Autorinnen-Duo Cheryl Benard und Edith Schlaffer, Leiterinnen der Ludwig-Boltzmann-Forschungsstelle in Wien, mit dem Thema Afghanistan auseinandergesetzt, weiß Andrea Rinnert. Nun stellen sie in ihrem neuen Buch die 1977 gegründete und inzwischen rund 2000 Aktivistinnen umfassende Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA) vor, berichtet die Rezensentin, die mit der Art und Weise der Würdigung allerdings überhaupt nicht einverstanden ist. Ohne Zweifel habe RAWA in den letzten Jahrzehnten wichtige Arbeit zur Gleichberechtigung geleistet, betont Rinnert, aber die Verklärungsschrift von Benard und Schlaffer konterkariere mehr, als dass sie der Organisation nützen könne. Die Autorinnen sehen in RAWA eine "nie dagewesene weltweite Frauenallianz", eine Art "postmoderne Widerstandsbewegung", referiert Rinnert, die derartige Äußerungen doch etwas idealisiert findet. Vorwiegend, hat die Rezensentin den Eindruck, solle hier "bewundert" werden. Leider ließen die Autorinnen außen vor, dass der Kampf um Gleichberechtigung gerade in Afghanistan von den westlichen Staaten vielerorts nach dem 11. September politisch funktionalisiert worden sei. Deren dauerhafter Einsatz für universelle Menschenrechte ist keineswegs gesichert, denkt Rinnert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2002

Petra Steinberger findet, die beiden Hauptautorinnen schössen mit ihren Zukunftsvisionen bezüglich der Entwicklung der Lebenssituation von Frauen in Afghanistan etwas übers Ziel hinaus. In ihren Ausführungen ließen sie sich eher von Optimismus als von einer "sachlichen, und deshalb vielleicht auch pessimistische Analyse" leiten, moniert die Rezensentin. Dennoch findet sie besonders die persönlichen Berichte von afghanischen Frauen ebenso beeindruckend wie erschütternd und schreibt ihnen einen "repräsentativen" Charakter für die Situation der Frauen in Afghanistan zu. Steinberger bemängelt allerdings, dass sich die Autorinnen in ihrer Darstellung lediglich für "Rawa" interessierten, eine Bewegung, die sich für die Rechte der Frauen in Afghanistan einsetzt; "Rawa" sei eine zwar wichtige, aber durchaus nicht die einzige Organisation mit diesem Ziel. Außerdem befürchtet die Rezensentin, dass das Buch zu "Wunschdenken" verführt und vielleicht "Erwartungen weckt", die sich entweder gar nicht oder erst sehr spät erfüllen werden.
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