Caroline Sommerfeld-Lethen

Wie moralisch werden?

Kants moralistische Ethik
Cover: Wie moralisch werden?
Karl Alber Verlag, Freiburg, München 2005
ISBN 9783495481288
Kartoniert, 337 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Kants Ethik ist gut begründbar, es fehlt ihr aber anscheinend an Motivationskraft. Wie soll man nach Kant dazu bewegt werden, moralisch zu sein? Seine ethischen Schriften problematisieren, was die Anthopologie zu lösen versucht: Motivation zum moralischen Handeln. Diese "Lösung" steht in einer Tradition europäischer Moralistik, in der es darum geht, Moral anthropologisch zu reflektieren. Sie beschreiben einen Handlungsraum, in dem Regeln der Klugheit, Manieren und Höflichkeit und ein Konzept des "moralischen Scheins" für das selbstbestimmte Individuum leiten. Die Aufgabe des vorliegenden Buches ist es, Kant systematisch, also nicht allein historisch, durch die Leitfrage nach Motivation und Begründung in den Horizont moralistischer Ethik einzufügen. Die theoretische Verortung von Kants Moralsystem und seine Einordnung in die "historische Semantik" von Moral und Anthropologie nimmt Maß an Niklas Luhmanns Ansätzen zu diesem Thema.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2005

Eindrucksvoll und überzeugend findet Rezensent Michael Pawlik Caroline Sommerfeld-Lethens Dissertation über Kants moralistische Ethik. Denn dass diese rigoristisch und abstrakt ist, hält Pawlik für ein Vorurteil, das nach diesem Buch endgültig der Vergangenheit angehören dürfte. Sommerfeld-Lethen zeige, dass Kant in seiner "Tugendlehre", seinen anthropologischen Schriften sowie seinen Vorlesungen eine Fülle von motivationstheoretischen Überlegungen entfaltet, die über einen Prozess der Moralisierung zur Anerkennung und Anwendung des kategorischen Imperativs führen. Die Autorin befreie Kants Anthropologie damit "auf höchst elegante Weise" von dem Aschenputteldasein, zu dem die herkömmliche Lesart der kantischen Ethik sie verdammt hat. Sie interpretiere die anthropologischen Überlegungen Kants als dessen Antwort auf das Problem der Motivierung zu moralischem Handeln und weise so nach, dass die Anthropologie in einem Ergänzungs- und Ermöglichungsverhältnis zu der Moralphilosophie Kants steht. "Durch die Idee der Freiheit wird Moral begründbar", zitiert Pawlik die Autorin abschließend, "durch den Bezug zur Anthropologie wird sie umsetzbar."
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