Carlos Fuentes

Alle glücklichen Familien

Cover: Alle glücklichen Familien
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783100207531
Gebunden, 411 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. Groß ist das Unglück im kleinen. Sechzehn familiäre Tragödien, die von verletzten Gefühlen und gekränkter Liebe erzählen, von Neid und Hass. Eine Frau wird von ihrem Mann gequält, zu Hause gefangen gehaltenund kann sich nicht befreien, weil sie Obsession mit Liebe verwechselt. Ein Sohn rebelliert gegen seinen übermächtigen Vater und kann doch ohne seine Protektion nicht leben. Eine Mutter schreibt dem Mörder ihrer Tochter ins Gefängnis. Sie will ihm sagen, wie der Mensch war, den er umgebracht hat. Ein sprachmächtiges Fresko, das den Stimmlosen eine Stimme gibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.07.2009

Uwe Stolzmann geht durch die "Räume", Topoi, im Werk des großen Carlos Fuentes. In dieser Sammlung von sechzehn Geschichten findet er sie alle wieder, die alten Themen des Autors, "Familie", "Mexiko", "Gewalt". Allerdings scheint Stolzmann die Routine ein bisschen zu groß, mit der Fuentes seine "Tragödien-Bühne" bespielt. Zu zahnlos der Biss, zu groß auch der Abstand zum wirklichen Mexiko, meint der Rezensent. Die vielen "blumigen Wendungen", scheinen ihm zu diesem leidgeprüften Land nicht zu passen. Für Stolzmann ist Fuentes zwar noch immer ein Meister, aber ein müder.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2009

Kai Wiegandt scheint vor allem von der Vielseitigkeit der Erzählungen, die in dem Band "Alle glücklichen Familien" versammelt sind, beeindruckt zu sein, denn er preist gleich mehrfach die enorme Wandlungsfähigkeit des Erzählers Carlos Fuentes. Der Rezensent identifiziert den Titel als Anfangssatz von "Anna Karenina", der das je individuelle Unglück zum Inhalt hat, und darum geht es auch in den Erzählungen, wie er erklärt. Wiegandt preist die sprachliche Vitalität des vor kurzem achtzig Jahre alt gewordenen Autors, die in der, wie er meint, flexiblen, angemessenen Übersetzung von Lisa Grüneisen sehr überzeugend zum Ausdruck kommt. Fuentes' Thema ist die Gewalt, die er in den Kontext von Mexiko-Stadt stellt und so nebenbei noch ein veritables Stadtporträt entwirft, in dem der Katholizismus und die Macht des Klerus bestimmend ist, legt der Rezensent weiter dar. Wenn er dann noch einen Chor zwischen die einzelnen Erzählungen schaltet, der in "wilden, lyrischen Gesängen" die allseits zu spürende Gewalt besingt, dann überzeugt das Wiegandt restlos von der sprachlichen Kraft Fuentes'.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2008

Als einen der ganz Großen der lateinamerikanischen Literatur würdigt Hans-Martin Gauger den mexikanischen Schriftsteller Carlos Fuentes, der heute achtzig wird. Er wirft einen Blick auf das Leben des Autors und vor allem auf seine verblüffende Schaffenskraft, bevor er auf Fuentes neues Buch "Alle glücklichen Familien" zu sprechen kommt, das er als ein "weiteres Denkmal" auf die Heimat des Schriftstellers bezeichnet. Allerdings hebt er zugleich hervor, dass das Buch kein "literarisches Porträt" Mexikos sein will. Die sechzehn Erzählungen, die von Gedichten kommentiert werden, beanspruchen seines Erachtens universelle Geltung. Im Mittelpunkt der Geschichten sieht Gauger unglückliche Familien und familiäre Tragödien. Die Gewalt lauere hier überall, mal subtil, mal brutal. Beeindruckt hat ihn, wie es Fuentes gelingt, seine im Grunde eher traditionelle Schreibweise "modern" zu machen. Mit Lob bedenkt er auch die Übersetzung von Lisa Grüneisen.
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