Bodo Kirchhoff

Bericht zur Lage des Glücks

Roman
Cover: Bericht zur Lage des Glücks
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783627002886
Gebunden, 608 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

"Ist es ein Glück oder ein Unglück, dass es mich gibt?" Das fragt sich der ehemalige Zeitungsredakteur auf eine unfassbare Tat hin, inzwischen zurückgezogen an einem fernen afrikanischen Grenzort, um mit einem Bericht Rechenschaft abzulegen. Er erzählt von dem, was ihm in den Wochen zuvor, erst in Kalabrien, dann in Rom, später in Mailand und zuletzt im Schwarzwald zugestoßen ist, nachdem er auf einer Erinnerungsreise - um mit dem Verlust einer Liebe abzuschließen - einer über das Meer geflüchteten Afrikanerin begegnet ist, die, anders als er, noch das Glück sucht und für ihn zur übermächtigen Gegenwart wird. Für ihn ist plötzlich alles in der Schwebe, und doch weiß er: "Was man am meisten liebt, liebt man schon in dem Gefühl einer Wehmut, des unabwendbaren Endes - der Tag wird kommen, an dem wir uns aus den Augen verlieren, an dem alles gewesen sein wird, von dem an nur noch die Erinnerung zählt."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2022

Rezensentin Anna Vollmer findet, Bodo Kirchhoff hätte ein paar Zufälle, Verschachtelungen, Krisen und Klischees in seiner Geschichte um einen vom Glück restlos verlassenen Ex-Redakteur gern weglassen können. Da kommt etwas viel zusammen, meint sie, wenn der Erzähler, unterwegs in Kalabrien, eine mit dem Übersinnlichen verbundene Frau trifft und mit ihr durch eine von Gewalt geprägte Gegend reist, während er dauernd seine Minderwertigkeitskomplexe wälzt. Alter weißer Mann trifft fremde schwarze Frau - das kennt Vollmer bereits zum Abwinken. Allerdings entdeckt sie durchaus auch gelungene Passagen in der Story um Fremdheit, Glauben und die Suche nach dem Glück. Die sind dann meistens weniger abstrakt, kompliziert und sogar lustig, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.12.2021

Rezensentin Ursula März mag die "literarischen Roadmovies" von Bodo Kirchhoff. Aber mit dem neuen will sie nicht recht warm werden. Zwar scheint ihr der Roman dank der Themen Liebe und Italien und Kirchhoffs "weit schweifenden Satzkonstruktionen" schnell vertraut. Aber die Geschichte um einen "selbstmitleidigen" Ich-Erzähler, der in Kalabrien Orte, die ihn an seine einstige Partnerin Lydia erinnern, abfährt, von einer schönen, geflüchteten, aber schnell wieder spurlos verschwindenden Afrikanerin begleitet wird, und ganz nebenbei noch den Mann einer alten Schulfreundin umbringt, ist der Kritikerin dann doch zu überladen. "Kolportagehafte" Momente und der Mangel an Genauigkeit bei der Schilderung der seelischen Zustände der Figuren tragen nicht zum Lesevergnügen der Kritikerin bei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.10.2021

Rezensentin Judith von Sternburg folgt Bodo Kirchhoffs selbstverliebtem Erzähler nur widerwillig. Abstoßend statt Empathie erzeugend findet sie die eindimensionale Perspektive auf das Geschehen und ins dunkle Innere der Figur, eines Mannes auf der Flucht vor sich selbst. Kammerspielartig verdichtet der Autor Konstellationen und Ereignisse, auch das nur wenig glaubwürdig für die Rezensentin. Einzelne fesselnde Szenen reißen Sternburg jedoch immer wieder aus der Ermüdung.
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