Birgit Kempker

Mike und Jane

Cover: Mike und Jane
Droschl Verlag, Graz 2001
ISBN 9783854205623
Gebunden, 100 Seiten, 15,85 EUR

Klappentext

An die 90 mal liegt Mike unter einem Baum, Jane liegt daneben und liebt ihn. Das ist die Versuchsanordnung in Birgit Kempkers neuem Werk Mike und Jane, einer Abfolge von Dialogen zwischen ihm und ihr, in denen 90 Mal die Liebe zu Fall kommt. Er missversteht sie, sie fehlinterpretiert ihn. "Liebe hat nichts mit verstehen zu tun, sagt Mike, im Gegenteil."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2002

Liebende können sich offenbar nicht verstehen, jedenfalls scheint dies das Fazit von Mike und Janes Dialog zu sein. Der Eindruck, dass es sich bei dem Gespräch des Paares unter dem Baum vielmehr um einem doppelten Monolog handelt, drängt sich zumindest durch Guido Grafs Besprechung des neuen Buches von Birgit Kempker auf. Dort werde "unbarmherzig geschrien, fortgegangen, gestreichelt und gevögelt, so genau und blödsinnig und herzergreifend", und "viele Tränen fließen", merkt Graf an. Die Autorin gebe alles für einen schönen Satz oder einen guten Witz, und auch wenn der Rzensent die "hitzig und sinnlos geführten Selbstgespräche" von Mike und Jane als "sandkastenreif und unendlich" charakterisiert, gesteht er ein, dass zumindest Liebende nicht aufhören können, darüber zu reden beziehungsweise zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.08.2001

Seit fünfzehn Jahren beweist Birgit Kempker u.a. mit Textcollagen und Hör- und Theaterstücken ihre Bereitschaft, mit Sprache jedes Spiel zu spielen, weiß Sibylle Birrer. In "Mike und Jane" sei das Setting so einfach wie für eine psychologische Versuchsanordnung, erklärt die Rezensentin, das unumgängliche Liebesmissverständnis der beiden unglücklichen Helden entdeckt sie in jedem Sprechakt. Die Absurdität des Zwischenmenschlichen ist komplex, konstatiert Birrer, das Mittel der Autorin, um diesen Tatbestand zu erfassen, sind "Sprachspiele, die sich immerfort kopfüber in die Groteske stürzen". Birrer ist erleichtert, dass Birgit Kempkers Witz und Spielgeist nicht verloren gegangen sind, obwohl ihr letztes Jahr erschienenes Buch wegen des darin verwendeten Männernamens verboten wurde. Man finde in "Mike und Jane" sogar vielfältige Bezüge zu dem zensierten Buch, freut sie sich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2001

Seltsam, in der Tat. Aber auch interessant - wenn ein Buch die Rezensentin eine Komik "zwischen Ludwig Wittgenstein, Wilhelm Busch und der Clownsszene aus Brechts 'Badener Lehrstück vom Einverständnis'" erkennen lässt. Um so mehr, als Katrin Hillgruber von der "irrlichternden Vertracktheit" der 99 hier versammelten Szenen spricht (wir lieben alles Vertrackte) und vom "nicht endenden Reden über Liebe" (was gibt es Schöneres). Dass Mike und Jane, wie Hillgruber extra erwähnt, meilenweit entfernt sind von Tarzan und Jane, weil "die ganze Dimension des Geschlechterkonflikts" in diesen Miniaturen mitschwingt, scheint dagegen nicht eben sensationell, nur zeitgemäß.
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