Johannes Gelich

Chlor

Roman
Cover: Chlor
Droschl Verlag, Graz 2006
ISBN 9783854206996
Gebunden, 211 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Während draußen der Konkurrenzkampf tobt und die kalte Hand der Ökonomie alles zu erdrücken droht, verbringt der Erzähler seine Tage im Hallenbad, eingehüllt vom sanften Plätschern des Wassers, von den gedämpften Geräuschen der Menschen und den Durchsagen der Badeanstalt. Von seiner Firma wurde er "freigesetzt", von seiner Frau Vivien wird er zunehmend ignoriert, sie steht ja auch mit beiden Beinen und, wie es den Anschein hat, erfolgreich im stressreichen Leben einer PR-Managerin. Immer mehr wird das Wasser zu seinem Element: schon immer haben ihn Fische interessiert, er weiß alles über Haie und Wale, und wenn er nicht ins Hallenbad geht, dann besucht er das Aquarium. Aber während er sich in die sanfte, konfliktfreie Welt des Wassers zurückzieht, eskaliert die Krise mit Vivien.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2006

Eine einfache Geschichte mit erstaunlichem Kreativitätspotential, meint Rezensentin Barbara Villiger Heilig. Was Johannes Gelich aus der nur 200 Seiten umfassenden Geschichte eines passiven Aussteigers hervorzaubere an raffinierten Denkbewegungen und auch an "subtilem Humor", da könne man sich nur wundern. Als besonderen Pluspunkt verbucht die Rezensentin, dass die Flucht des Helden ins Schwimmbad vor der Berufswelt im Allgemeinen und seiner grausam nervenden Ehefrau im Besonderen nie trivial psychologisch gedeutet werde. Die vorsichtige Distanz des Ich-Erzählers zur und sein mentaler Rückzug aus der Welt verbreite eine stets unsichere "Gemütlichkeit", weniger existentiell als bei Robert Walser, aber ebenso "komisch". Wenn zuletzt der Ehefriede qua Happy-End wiederhergestellt werde, so die Rezensentin, sei das einerseits nicht unerwartet, andererseits ironisch subversiv, weil nun beide arbeitslos ins Schwimmbad ziehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2006

Wäre in Johannes Gelichs Buch nicht ständig von Fischen jeglicher Art die Rede, hätte Rezensentin Katrin Hillgruber es noch besser gefunden. So bricht sie nicht gerade in Begeisterungsstürme aus, zollt dem Werk aber solides Lob. Gelichs Roman spielt mehr oder weniger in einem Wiener Hallenbad, wohin sich ein von Arbeitswelt und Eheleben frustrierter Mann zurückgezogen hat und über vergangene glücklichere Tage nachsinnt. Eine "ruhig dahinfließende" Geschichte hat Gelich geschrieben, deren Stärke in des Autors "feiner Beobachtungsgabe" liegt. Nicht nur, dass Gelich sich in seine Romanhelden versetzt, als ob er "in einen Neoprenanzug schlüpft" - auch der Sinn für das Besondere in Alltagsphänomenen ist es, der der Rezensentin besonders gefällt. Da stören auch die Beschreibungen all dessen nicht mehr so sehr, "was wie auch immer gestaltete Flossen hat".