Bernward Vesper

Die Reise

Romanessay
Cover: Die Reise
Area Verlag, Erfstadt 2005
ISBN 9783899963434
Gebunden, 576 Seiten, 12,95 EUR

Klappentext

Der Romanessay von Bernward Vesper nach dem unvollendeten Manuskript neu herausgegeben und mit einer Editionschronologie versehen von Jörg Schröder.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.04.2005

Die unvollendet gebliebene "Reise" von Bernward Vesper, Sohn des NS-Dichters Will Vesper und zeitweiliger Lebensgefährte der RAF-Mitbegründerin Gudrun Ensslin, gilt als das Zeugnis der 68er-Zeit überhaupt: zum einen weil es Vespers Drogenerfahrungen beschreibt, die tragischerweise durch die Umstände seines frühen Todes beglaubigt wurden, zum anderen weil das Fragment gebliebene Buch "erinnerungsscharf" das Protokoll einer Nachkriegsjugend anfertigt, für die Rezensent Alex Rühle die umschreibenden Worte "das Gefühl einer abgestorbenen Leere" findet. Rühle findet große Worte des Dankes für die Wiederveröffentlichung der "Reise", denn nur so lassen sich die Vorbehalte gegen Vesper konterkarieren, die in anderen, neueren Büchern über Vesper (gemeint sind der frühere Vesper-Freund Henner Voss, der sich recht abfällig über Bernward Vesper äußern soll, und Gert Koenens "kluges" Buch "Vesper Ensslin Baader") vorgebracht werden. Was die beiden über Vesper sagen, hätte dieser selbst gesehen und in der "Reise" viel schärfer formuliert, behauptet Rühle. Das schwarze Loch, um das Vespers "Reise" kreist , ist der übermächtige Vater, an dem sich Vesper geradezu aufrieb. Er betrieb dies mit protestantischer Gründlichkeit, meint der Rezensent, als eine Art "literarischen Exorzismus", aber er hatte den Mut, lobt Rühle, das ganze "ungeschönt aufzuschreiben".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.03.2005

Frank Schäfer bespricht in einer Doppelrezension Bernward Vespers Romanfragment "Die Reise" und Henner Voss' Erinnerungen an seine gemeinsame Zeit mit dem Autor, der sich 1971 unter LSD-Einfluss das Leben nahm. Dass "Die Reise" nun in einem Nachdruck vorliegt, findet der Rezensent nicht zuletzt deshalb sehr begrüßenswert, weil der Leser sich bei der Lektüre davon überzeugen kann, dass der Autor zu Unrecht als "Kronzeuge für einen vermeintlich subkutanen Faschismus" galt. Tatsächlich schreibe Vesper "mit entlarvender Offenheit" über die Indoktrination durch einen Vater, der auch nach dem Krieg ein Nazi blieb, so Schäfer beeindruckt. Der Autor schildere dezidiert seine "Abrichtung zum autoritären Zwangscharakter" durch die Erziehung des Vaters und seine "Emanzipation" während seiner Studienjahre, schreibt der Rezensent weiter. Daneben enthält das Buch Reisebeschreibungen, Zeitungsartikel, Briefe und Beschreibungen seiner Drogenerfahrungen, und wenn das alles nicht immer "spannend zu lesen", ja, mitunter geradezu "zäh" ist, so lässt sich Schäfer dennoch von der "Authentizität" dieses Buches einnehmen. Als "kollektive Autobiografie" ist der Roman angelegt und er wurde auch als "Nachlass einer Generation gelesen, was seinen enormen Erfolg erklärt, so der Rezensent, der dem Roman große "Überzeugungskraft" zuspricht.
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