Andrzej Stasiuk

Wie ich Schriftsteller wurde

Versuch einer intellektuellen Autobiografie
Cover: Wie ich Schriftsteller wurde
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518122365
Taschenbuch, 141 Seiten, 9,15 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Olaf Kühl. Andrzej Stasiuk wäre lieber Rockstar geworden als Schriftsteller. Dass es anders kam, verdanken wir der verwunschenen Trostlosigkeit Warschaus, dem Realismus Godots, der Musik der Sex Pistols und Leuten wie Lou Reed und Jean Genet. Und einer permanenten Rebellion gegen Eltern, Schule, Armee und Gesellschaft...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.04.2002

Ein einziger Sprengsatz, dieses Buch! Gabriele Killert ist sichtlich erschüttert davon, nicht zuletzt, weil die forcierte Westantipathie des Autors in seinen Erinnerungen gepaart ist mit einem "saloppen 'amerikanischen' Stil mit viel Speed und Frische, in stream of consciousness-Optik absatzlos durchgeschrieben, wobei es sich empfiehlt, das kleine Buch auch in einem Zug, sozusagen auf ex, durchzulesen". Bleibt die brennende Frage, was für Stasiuk und seine Freunde in Warschau unter der Knute Jaruzelskis eigentlich so bezaubernd gewesen ist? Kittler ahnt es: Man war so schön jung, halbwüchsig und halb gar, so auf dem Anarcho-Trip. "Eine No-future-Generation aus Überzeugung, als ästhetische Lebenspraxis". "Vorsätzlich impertinent" wird das Ganze für Killert aber erst durch seinen affirmativen Gestus, durch die "Gleichgültigkeit gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen", die Autoren wie Stasiuk, Esterhazy, Cartarescu, Pelewin und andere jüngere osteuropäische Autoren als Nonkonformismus ausgeben würden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2001

Die autobiografische Schrift des 41-jährigen polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk, der im letzten Jahr mit seinem Roman "Die Welt hinter Dukla" für Aufsehen sorgte, beschreibt die Ausbruchsversuche einer Jugend im realsozialistischen Polen der siebziger und achtziger Jahre, die man vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Polen lesen müsse, schreibt Rezensent Andreas Breitenstein. Stasiuk und seine Weggefährten hatten sich seinerzeit einem Leben in "luxurierender Sinnlosigkeit" hingegeben, als Outcasts, die ihre Zeit mit Gelegenheitsjobs, westlicher Rockmusik, Literatur und On-the-Road verbrachten. Die Erinnerungen des Autor üben auf den Rezensenten einen "betörenden Reiz" aus: Nostalgie paare sich hier mit Ironie, Detailgenauigkeit mit Understatement und Schnoddrigkeit mit Zärtlichkeit, meint Breitenstein. Mit lakonischem Witz erzähle hier einer von vergangenen Zeiten in einer Art, die provoziere, aber auch einen hohen Unterhaltungs- und Erkenntnisgewinn mit sich bringe, lautet das Resümee der ausführlichen Besprechung des Rezensenten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.10.2001

"Wer eine edle Geschichte von Widerstand und endlichem Triumph der Soliarnosc oder einen Bildungsroman lesen möchte, sollte nicht zu diesem Buch greifen", warnt Karl-Markus Gauß. Und auch wie Andrzej Stasiuk einer der wichtigsten polnischen Schriftsteller geworden ist, erfahre man in "Wie ich Schriftsteller wurde" nicht. Dafür manches andere: Über östliche Trinksitten (Brennspiritus, Magentropfen, Zahnpasta), westliche Rockmusik und wie man als Schwarzfahrer mit der Eisenbahn Polen durchqueren konnte. Selbst der amerikanische Prophet solchen Glücks, Jack Kerouac, sei, verglichen mit Stasiuk, ein "Pathetiker des Umsturzes", staunt Gauß: Selbst als Stasiuk wegen Desertation vom Militär geschnappt und ins Gefängnis gesteckt wurde, empfand er die Abwesenheit sinnvoller Beschäftigung noch als angenehm. 'Ich hätte eine Wut auf jemanden haben sollen, aber mir war das so was von egal, ich hätte irgendwelche Ansichten haben sollen, aber er hatte keine', zitiert Gauß den Schriftsteller. Stasiuk erzähle statt von idealen vom schmutzigen Glück am Rande, von Rausch, Rock und Verweigerung, so Gauß: "Es ist ein Land am Abgrund, das Stasiuk zeigt. Und er hat sich, damals als Jugendlicher und jetzt als Autor, weit an den Rand vorgewagt, um in den Abgrund zu blicken."
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