Alice Munro

Liebes Leben

Erzählungen
Cover: Liebes Leben
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783100488329
Gebunden, 368 Seiten, 21,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Heidi Zerning. Wie es wäre, ein neues Leben zu beginnen, davon erzählt die kanadische Autorin Alice Munro."Dir diesen Brief schreiben ist wie einen Zettel in eine Flasche stecken und hoffen, er wird Japan erreichen", schreibt Greta in der ersten Erzählung und schickt diese Zeilen an Harris, den Zeitungsreporter, der sie nach einer Party fast geküsst hätte. Aber eben nur fast.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.01.2014

Angela Schader ist angetan von der Nähe und Unerschrockenheit, mit der Alice Munro in diesem Band in die Abgründe der eigenen Biografie blickt. Neben den vier autobiografischen Texten ist es nicht zuletzt Munros Thema der Emanzipation in den fiktionalen Stücken des Bandes, das Schader einmal mehr in den Bann zieht. Vermächtnishaft erkundet die 82-jährige Autorin laut Schader noch einmal die Frauenemanzipation im 20. Jahrhundert, beschreibt "zähneknirschend" patriarchale Strukturen und bigotte Verhältnisse, aber immer wieder auch Frauen, die sich den Rollenbildern entziehen. Es ist die Intimität dieses womöglich letzten Buches Munros, die Schader so berührt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2013

Ein wenig Vorsicht ist bei Andreas Schäfers Rezension von Alice Munros vermutlich letztem Erzählband "Liebes Leben" geboten: der Rezensent verrät gleich mehrere überraschende Pointen, weil sie ihm so gut gefallen haben. Die meisten der Geschichten sind klassische, großartige Munros, sie haben "die unterschwellige Dramatik eines Pfeifens im Walde", erklärt Schäfer: warum die Figuren etwas sagen, ist meist wichtiger als das, was sie sagen, was sie sehen ebenso bedeutsam wie das, was unsichtbar bleibt. Die letzten vier Geschichten heben sich dann aber von den üblichen ab, verrät der Rezensent, in ihnen leuchtet Munro ihre eigene Kindheit aus und mit ihr einige der Grundkonflikte und Themen, die seither ihr Schreiben bestimmt haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.12.2013

Auf der Höhe ihres Könnens sieht Meike Fessmann die Autorin in diesem Band mit zum Teil autobiografischen Erzählungen. Die Kunst Alice Muros besteht für die Rezensentin zum einen in der Fähigkeit, Distanz und Nähe (zur Figur) miteinander zu verbinden und so Zwischentöne zu erlauschen. Zum anderen scheint ihr das in den Geschichte spürbar austarierte Verhältnis von Gesagtem und Ungesagtem, von Situation und innerem Erleben wesentlich für Munro zu sein. Am besten gefällt ihr die frischgebackene Nobelpreisträgerin, wenn sie anhand von Details die Fülle eines ganzen Lebens zeigt. In den hier versammelten Texten gelingt das laut Fessmann glücklicherweise oft.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.12.2013

Pünktlich zur Nobelpreisverleihung im Dezember liegt nun auch Alice Munros neuer und zugleich, wie die 84-jährige Autorin bereits erklärt hat, letzter Erzählband vor, meldet Rezensentin Jenny Friedrich-Freksa. Sie nutzt Gelegenheit, die Literaturnobelpreisträgerin als Meisterin der Erzählung ausführlich zu würdigen, die die hohe Kunst beherrscht, die Dinge des Leben in leisen, nie pathetisch erzählten Geschichten zu erfassen. So bewundert die Rezensentin vor allem Munros Fähigkeit, ihre Leser auf knappem Raum ganz in die innere Welt ihrer Protagonisten versinken zu lassen, so dass man die Menschen tatsächlich zu kennen meine. Hervorragend findet sie es auch, dass Munro zwar häufig von Frauen schreibt, aber keine "Frauenliteratur" vorlegt oder je "explizit feministisch" wird, auch wenn sich in diesen letzten Geschichten Anklänge davon finden lassen. Einen kleinen Tadel richtet Friedrich-Freksa in diesem Zusammenhang auch an ihre männlichen Kollegen aus der Literaturkritik, die sich, wohl deswegen, nie ausführlicher mit dem Werk der vielfach prämierten Munro befasst haben. Schließlich, so das Fazit der Kritikerin, beschwören all diese Geschichten "die Notwendigkeit des Erzählens, um das Dasein zu begreifen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.12.2013

Sylvia Staude ist gerührt von der Einsicht, dass "Liebes Leben" der letzte Erzählband von Alice Munro sein wird, das hatte die Schriftstellerin schon vor ihrer Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis angekündigt. Und dieser letzte Band ist ein durchaus würdiger Abschluss eines großen Schriftstellerlebens, findet die Rezensentin. Die ersten Geschichten sind die so typischen Munro'schen Shortstories, in einfacher klarer Sprache geschrieben, aber hochkonzentriert und "randvoll mit Unausgesprochenem", erklärt Staude. Die letzten vier sind besonders, das "Finale" fällt aus dem Vertrauten ein wenig heraus, verrät die Rezensentin. Es sind autobiografische Stücke, in die Munro - nach eigener Aussage - die ersten, letzten und persönlichsten Dinge ihres Lebens geschrieben hat, berichtet Staude.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2013

Über die Kunst der Kurzgeschichte nachsinnend, erläutert Rezensent Andreas Kilb seine Wertschätzung für die Autorin. Ob es um die Parkinson-Krankheit ihrer Mutter oder den Verlust der Kindheit geht, Alice Munro, findet Kilb, trifft den Ton, wählt die richtige Perspektive und die geeignete Komposition, sodass sich dem Leser tiefe Wahrheiten über den Menschen mitteilen, beunruhigende Wahrheiten. Für Kilb ist das der Ausweis großer Kunst und Kunstfertigkeit. In den Texten, so schwört er, fangen die Dinge an zu glühen und die Zeit bleibt stehen. Und die weniger gelungenen Stücke im Band zu kritisieren, hieße für Kilb, der Mona Lisa einen Schnurrbart malen.
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