Alain Mabanckou

Zerbrochenes Glas

Roman
Cover: Zerbrochenes Glas
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2013
ISBN 9783954380060
Gebunden, 222 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. "Zerbrochenes Glas" ist Stammkunde einer heruntergekommenen Bar in Brazzaville, deren Name Programm ist: "Angeschrieben wird nicht". Tag für Tag versammelt sich hier ein Haufen skurriler Gäste, um Palmwein zu trinken und über das Leben zu schwadronieren. Der Kirche ist die Bar ein Dorn im Auge, denn manch einer der Gläubigen erliegt der Versuchung, die Messe zu schwänzen und stattdessen einen zur Brust zu nehmen. Doch die ständigen Anfeindungen lassen den Wirt kalt, schließlich nennt man ihn nicht umsonst "Sture Schnecke". Und die Kundschaft zeigt sich solidarisch bis zum letzten Tropfen: Als "Zerbrochenes Glas" sich daranmacht, für die Nachwelt die Historie des Etablissements niederzuschreiben, erzählt jeder Gast nur allzu gerne die Geschichte seines Lebens ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.06.2013

Als beißende Gesellschaftssatire mit Sympathie für die Wehmut alter Männer, die sich nach ihrer Mutter sehnen, bezeichnet Jeanette Villachica diesen 2005 im Original erschienenen Roman des vielschreibenden kongolesischen Autors Alain Mabanckou. Die um eine Bar und die dort zusammenlaufenden (Männer-)Lebensgeschichten kreisende Story fordert die Rezensentin durch Anspielungen auf afrikanische Legenden und historische Ereignisse, aber auch durch ihre atemlos plaudernde Erzählweise. Die Derbheit der Szenen aus dieser Macho-Welt, warnt Villachica, kann deprimieren. Die Rezensentin selbst zieht es allerdings vor, dem Autor auf seinem Weg durch die Drastik in die Burleske zu folgen und schließlich lauthals zu lachen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.05.2013

Tobias Döring erinnert sich noch gut an den berühmten Satz des malischen Schriftstellers und Ethnologen Amadou Hampâté Bâ: "Wenn in Afrika ein Greis stirbt, verbrennt eine Bibliothek." Was lange "liebgewonnene Vorstellungen" waren, sind heute dem kongolesischen Autor Alain Mabanckou ein Dorn im Auge, schon in seinen ersten Büchern hat er es sich zur Aufgabe gemacht, althergebrachte Klischees zu beseitigen, und auch in "Zerbrochenes Glas" bleibt er dieser Linie treu, berichtet der Rezensent. Es geht um den Wirt einer kleinen Bar im Kongo, der alles, was in seinem Etablissement vor sich geht, akribisch niederschreibt, damit die Grotesken, Lebenskrisen, Schicksalsschlägen, die ganzen aberwitzigen Alltagsgeschichten, nicht verloren gehen. Dörings Fazit: "Wenn im Kongo eine Bar dichtmacht, verbrennt eine Bibliothek".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.04.2013

Mit großer Freude hat Tim Neshitov diesen Roman von Alain Mabanckou gelesen, den er zu den "stärksten Stimmen" der frankophonen Gegenwartsliteratur zählt. Im Original ist "Zerbrochenes Glas" bereits 2005 erschienen, also vor den zunächst übersetzten Romanen "Black Bazar" und "Stachelschweins Memoiren". So richtig festmachen kann Neshitov seine Begeisterung für den Roman vielleicht nicht, dafür stellt er ausführlich die Menschen vor, die das Leben in die Kneipe "Angeschrieben wird nicht" in Brazzaville gespült hat und von denen Mabanckou mit derbem Witz erzählt: Den Erzähler Zerbrochenes Glas, den Wirt Sture Schnecke oder den Mann, der von seiner Frau zum Teufel gejagt wird, im Gefängnis landet und anschließend mit Windeln herumlaufen muss, weil er so oft vergewaltigt wurde. Sehr berührt hat Neshitov allerdings, dass der Autor seine Figuren so respektvoll und zart behandelt wie ein Puppenspieler: "Seine behutsame Hand packt sie aus, lässt sie ins Leben zappeln und packt sie wieder ein."
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