Ahlrich Meyer

Täter im Verhör

Die 'Endlösung der Judenfrage' in Frankreich 1940-1944
Cover: Täter im Verhör
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005
ISBN 9783534175642
Gebunden, 471 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Während der Zeit der deutschen Besatzung wurden 76.000 Juden aus Frankreich nach Auschwitz deportiert. In der kollektiven deutschen Erinnerung an den Holocaust haben diese Ereignisse jedoch bis heute keinen Platz. Ahlrich Meyer untersucht das Zusammenwirken von Militärverwaltung und SS bei der "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich und schließt eine Lücke in der bisherigen Forschung. Dazu wertet er erstmals auch die Verhöre von Tätern und Helfern aus der Nachkriegszeit aus. So werden das historische Geschehen und die Selbstrechtfertigungen der Täter einander gegenübergestellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2006

Ahlrich Meyer bringe neue Dokumente in die Diskussion um den Holocaust in Frankreich ein, lobt Rezensent Jürg Altwegg, aber vor allem biete er eine aktuelle Lesart auch der bekannten Quellen. Der Autor betrachte sein umfangreiches Material immer schon unter dem Blickwinkel der "Verteidigungsstrategie", die allen Selbstaussagen von Beginn an inhärent seien. Darüber hinaus beleuchte die Studie viele Leerstellen der bisherigen Forschung wie zum Beispiel die immer gnadenlosere Verfolgungen selbst von Kranken gegen Ende des Krieges. Wer hat wann was über Auschwitz gewusst, dieser zentralen Frage gehe der Autor sehr ausführlich nach. Bei der Einschätzung der "Vergangenheitsbewältigung" auf beiden Seiten nach dem Krieg allerdings, so der Rezensent, sehe der Autor die deutsche Seite kritischer als seine französischen Kollegen und "überschätze" demgegenüber die französische Aufarbeitung von Vichy.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2005

Eine Darstellung der Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten und das Vichy-Regime in Frankreich "war längst fällig", konstatiert Rudolf Walther, der an Ahlrich Meyers "grundlegender" Behandlung des Themas nichts auszusetzen hat. "Minutiös" zeichne Meyer die schrittwesie Entrechtung, Verhaftung, Internierung und Deportation der Juden im besetzten und ab 1943 auch im vom Vichy-Regime kontrollierten Teil Frankreichs nach. Neben der Regierung in Vichy waren vor allem die Militärverwaltung der SS sowie die deutsche Botschaft an dem Mord an rund 74000 jüdischen Franzosen beteiligt. Als besonders aufschlussreich empfindet Walther die Untersuchung von Aussagen ehemaliger nationalsozialistischer Spitzenbeamter vor bundesdeutschen Gerichten. Nur drei von mehreren Dutzend Verantwortlichen wurden verurteilt. Mit Meyers umfassender Darstellung erkennt der Rezensent nun die ganze "Erbärmlichkeit" der Behauptung, als Beamter des Staates habe man von den Deportationen ja gar nichts gewusst.