Abdourahman A. Waberi

Tor der Tränen

Roman
Cover: Tor der Tränen
Edition Nautilus, Hamburg 2011
ISBN 9783894017347
Gebunden, 160 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Katja Meintel. In seiner Gefängniszelle auf der Teufelsinsel vor der Küste Dschibutis hat Dschamal, eingekerkert als islamistischer Terrorist, von der Rückkehr seines Zwillingsbruders Dschibril in seine alte Heimat erfahren. Er verfolgt ihn in Gedanken, lässt ihn beschatten, zieht eine Schlinge um ihn. Dschibril ist in Kanada ein neuer Mensch geworden, das Land seiner Kindheit ist für ihn nur noch fremd und staubig. Als Angestellter der Informationsagentur "Adorno Location Scouting" muss er für einige Tage nach Dschibuti zurückkehren. Dort reißen alte Wunden wieder auf, die Geister seiner Familie verfolgen ihn, sein Rechercheauftrag kommt nicht recht voran. Jeden Tag irrt er ein wenig weiter auf den gefährlichen Pfaden der Erinnerung. Beide Brüder schreiben ein Tagebuch, der eine folgt der islamistischen Weltsicht, der andere der der westlichen Moderne. Im gedanklichen Wechselspiel der Brüder spiegelt sich die tiefe Zerrissenheit der Protagonisten und ihrer Beziehung zueinander.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2012

Abdourahman Waberi will mit seinem Roman "Tor der Tränen" unterhalten und lehren zugleich, meint der Rezensent Kersten Knipp. Dschibril, kurz Djib, kehrt in sein Geburtsland Djibouti zurück, um dort Bodenschätze und andere lohnende Investitionen für den kanadischen Energiesektor aufzuspüren, fasst Knipp zusammen. Dschibrils Bruder, Dschamal, verachtet ihn für seine Abkehr von der Heimat - er selbst kam als islamistischer Extremist ins Gefängnis. Knipp lobt sehr, wie es dem Autor gelingt, zwei Ideologien - Neoliberalismus und religiösen Fanatismus - aneinander aufzurichten ohne sie harsch zu isolieren: Dschamal faszinieren die Erfahrungen Walter Benjamins als politisch Verfolgter, Dschibril berühren die sozialen Missstände in Dschibuti. "So öffnen sich zwei Weltsichten" füreinander, findet die Rezensentin. Waberi hält die sie trennende Feindschaft aber bis zum Schluss aufrecht, verrät Knipp.
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