Peter Kurzeck

Der vorige Sommer und der Sommer davor

Das alte Jahrhundert, Band 7. Roman
Cover: Der vorige Sommer und der Sommer davor
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783895616921
Gebunden, 656 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Nachlass herausgegeben von Rudi Deuble und Alexander Losse. Im siebten Band der autobiographisch-poetischen Chronik "Das alte Jahrhundert" führt uns Peter Kurzeck in einer großen Rückblende in den Sommer 1983 und den Sommer davor. Früh im Juni trampen der Erzähler, Freundin Sibylle und Tochter Carina nach Barjac in Südfrankreich. Sein Freund Jürgen hat dort zusammen mit Pascale ein kleines Restaurant aufgemacht. Sie bleiben ein paar Tage, und weiter geht es per Autostopp nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Ein Buch über den Süden, über Arles, die Camargue mit ihren Pferden, Stieren, Flamingos, den Markt und das Meer. Ein Buch über das Trampen und dann den Restsommer in Frankfurt, den griechischen Biergarten in Bockenheim, den Ausflug ins Mainfränkische. Ein Buch über fragiles Glück, eingefangen im Blick auf das Alltägliche.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2019

Peter Kurzecks Romane, so auch der nun posthum erschienene siebte Band des Romanzyklus "Das alte Jahrhundert", laden zum Eintauchen und Sich-verlieren ein, meint Rezensent Jörg Magenau. Er stellt hauptsächlich Kurzecks spezielle schriftstellerische Tätigkeit im Allgemeinen dar, die sich durch das Bedürfnis des Autors auszeichnete, das vorbeiziehende Leben in all seinen Details festzuschreiben. Das sei natürlich aussichtslos, mache aber auch den Reiz der Bücher als "Erinnerungsstrom" aus, von dessen Details man davongetragen wird, so der Rezensent. Dank einer atemlosen, fast stichwortartigen Sprache gleite Kurzecks Stil aber nie in den Kitsch ab, stellt Magenau klar, und vermutet in der Rückwärtsbewegung der Erzählung eine bewusste Gegenbewegung zum modernen Fortschritt. Auch der nun vorliegende siebte Band, der zwei friedliche Sommer vor Kurzecks Trennung von seiner Familie behandelt, zeichne sich durch diesen Stil aus, und versuche abermals, die Fremde in eine Heimat zu verwandeln, was nie ganz gelinge, so Magenau. Auch in diesem Band, meint er, kann man an jeder beliebigen Stelle eintauchen, denn der Autor sei "in jedem einzelnen Satz zu erkennen wie kein Autor sonst", schließt Magenau.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.11.2019

Nico Bleutge ist voller Verehrung für Peter Kurzecks Romanprojekt "Das alte Jahrhundert". Dieses Sommerbuch wurde aus Kurzecks Nachlass und der Pleite Stroemfeld-Verlags zum Trotz veröffentlicht, wie Bleutge berichtet, und kreist um das Jahr 1983, legt dabei aber verschiedene Zeitschichten übereinander: Wie Kurzeck darin das Frankfurt der achtziger Jahre beschwört, aber auch die Reisen in die von Licht und Wasser durchflutete Camargue, zieht den Rezensenten mit ungebrochener Kraft in den Bann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2019

Nico Bleutge fühlt sich beim Lesen sofort hineingezogen in die Welt des Peter Kurzeck, seinen staunenden, alles erfassenden Blick und die sonnige, dann aber auch sehr melancholische Stimmung dreier Sommer in den achtziger Jahren. Der aus dem Nachlass erscheinende siebte Band des "Alten Jahrhunderts" nimmt den Leser mit ins Frankfurt der Achtziger und nach Südfrankreich zu Wasser und Licht, erläutert Bleutge. Dass Kurzeck nie nur Idylle beschreibt, sondern soziale und historische Umstände immer mit, gefällt dem Rezensenten. Auf weitere Texte aus dem Nachlass freut er sich schon.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.09.2019

Christoph Schröder empfiehlt Peter Kurzecks Sommerbuch zum Kennenlernen eines einzigartigen Autors, für den Leben und Schreiben eins war wie für keinen anderen. Kurzecks Fähigkeit zur atmosphärischen Verdichtung, komischen Pointierung, sein Getriebensein zugleich, sein Anschreiben als Erinnerung und Festhalten gegen das Verschwinden und seine Kunst, Alltag in kleine Epiphanien zu verwandeln, sind für Schröder in diesem Buch eindrücklich erlebbar. Die im Zentrum stehenden Frankreichurlaube der Familie in den Jahren 1982 und 1983 bieten dem Autor laut Schröder die Gelegenheit einen lichteren Ton anzuschlagen. Leichtigkeit, Sinnlichkeit und Unbeschwertheit prägen das Buch laut Schröder und ein Sog, der den Leser nicht loslässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2019

Andreas Maier schüttet sich aus vor Lob und Glück über Peter Kurzecks aus dem Nachlass herausgegebenen Roman. Kurzeck entführt Maier in eine bekannte Welt mit bekannten Figuren (die Frau, das Kind) und dann darüber hinaus in einen für Maier unvergleichlichen letzten Sommer vor der Krise (Verlust von Frau und Kind). Das Abschüssige, die Panik des Erzählers ist für Maier noch in den schönsten Momenten spürbar, wenn Kurzeck die Ferien bei Freunden in Frankreich beschreibt. Diese Beschreibungskunst aber erscheint dem Rezensenten göttlich. So detailliert und treffend hat noch keiner das Licht und den Strand beschrieben, findet er. Für Maier ein unendlich trauriges, unfassbar schönes Sommerbuch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2019

Rezensent Tilman Spreckelsen kann nicht fassen, wie es Peter Kurzeck gelingt, das Glück eines Sommers und zugleich tiefste Traurigkeit und die Ahnung von einem Ende in einem einzigen Text zu vereinen. Der von Rudi Deuble und Alexander Losse aus Kurzecks Nachlass herausgegebene Roman, laut Spreckelsen Teil von Kurzecks Zyklus "Das alte Jahrhundert", spielt um die Jahreswende 1983/84 in Frankfurt, als der Erzähler, getrennt von Frau und Kind, beschließt, als Schriftsteller zu leben. Die Rückblenden in die Erzählerkindheit und auf einen glücklichen Sommer mit Familie und Freunden in Frankreich rühren Spreckelsen besonders. Wie Kurzeck hier Jahreszeit und Landschaft beschreibt, scheint ihm ganz außergewöhnlich.
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