Richard J. Evans

Veränderte Vergangenheiten

Über kontrafaktisches Erzählen in der Geschichte
Cover: Veränderte Vergangenheiten
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2014
ISBN 9783421046505
Gebunden, 224 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Richard Barth. Was wäre, wenn Napoleon die Schlacht von Waterloo gewonnen hätte? Was, wenn Hitler 1930 bei einem Autounfall gestorben wäre? Solche Fragen haben Historiker und Geschichtsinteressierte seit jeher fasziniert - und wenn sie auch die Vergangenheit nicht zu ändern vermögen, so sind die Antworten darauf doch ein Spiegel der jeweiligen Gegenwart. Warum stellen sich Menschen alternative Geschichtsverläufe vor? Der renommierte Historiker Richard J. Evans untersucht die soziale, kulturelle und politische Bedeutung solcher Überlegungen und beschreibt das Aufkommen kontrafaktischer Geschichtsschreibung aus dem Geist der romantischen Vergangenheitsverklärung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2015

Ruth Fühner freut sich über die nicht nur politische, sondern auch methodologische Begründung des geringen Nutzens kontrafaktischen Erzählens in der Geschichtsschreibung bei Richard J. Evans. Evans' Essay scheint Fühner angebracht, sie konstatiert eine Konjunktur solcher Narrative im englischen Sprachraum. Wenn Evans nun die Fallen des antideterministischen Erzählens offenlegt und mit Logik "zerpflückt", pflichtet ihm die Rezensentin bei. So im Fall von Niall Ferguson und seiner Neutralitätsthese, die Evans als Wunschdenken abkanzelt. Auch wenn der Autor hier polemisch wird, wie Fühner einräumt, und zu seiner Akribie ein gewisser Furor hinzukommt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.01.2015

Über kontrafaktische Geschichtsschreibung und ihre Konjunktur lernt Erhard Schütz bei Richard J. Evans eine Menge. Weil der Autor selbst Historiker ist, weil er überdies klar und lesbar schreibt, wie Schütz versichert, nimmt der Rezensent ihm den Nachweis der Mängel und Widersprüche im kontrafaktischen Erzählen und seine Hinweise auf die Möglichkeiten von Geschichtsschreibung ab. Wer (britische und angloamerikanische konservative, männliche Historiker vor allem) und warum (Erklärungsmacht manifestieren!) alternative Geschichtsszenarien entwirft, lernt Schütz bei Evans und nebenher auch so einiges über den deutschen Weg in die großen Kriege und das britische Verhältnis zu Deutschland. Vor allem aber weiß er nach der Lektüre, was den Historiker und den kontrafaktischen Entwurf schmückt: Bescheidung auf eine kurze Zeitspanne.