Lothar Frenz

Wer wird überleben?

Die Zukunft von Natur und Mensch
Cover: Wer wird überleben?
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783737100540
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Wir stehen vor einem historischen Wendepunkt in unserem Verhältnis zur Natur: Mit der Corona-Pandemie sind zum ersten Mal die Auswirkungen der Arten- und Biodiversitätskrise für uns als Spezies Mensch größer als die globalen Folgen des Klimawandels. Lange schon haben Artenschutzexperten gewarnt, dass ein solches Virus durch den ausrottenden Handel mit Wildtieren entstehen wird. Haben wir diese Wucht, den kommenden Wandel noch im Griff? Lothar Frenz hat bei Expeditionen - etwa in den Regenwald Amazoniens, nach Indonesien und Afrika - viele Aspekte des Artensterbens und der Biodiversitätskrise erlebt. Er zeigt auf, wie vielschichtig die Probleme sind, die wir in den nächsten Jahren lösen müssen: Wie soll unsere Erde aussehen? Bietet sie genug Platz für die ständig wachsende Menschheit und alle anderen Lebewesen? Wer soll, wer darf mit uns hier leben - und wer nicht? Welchen Planeten wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Dieser durchaus moralischen Frage müssen wir uns stellen. Ökologie aber kennt keine Moral, sagt Frenz, nur Folgen - und die betreffen das gesamte Ökosystem der Erde. Wir müssen also Kriterien entwickeln, um die Überlebensfrage zu entscheiden, die auch längst an uns gestellt ist. Wir brauchen ein neues Selbstbild, damit der Lebensraum Erde für uns Menschen weiterhin eine gute Zukunft bietet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2021

Rezensent Burkhard Müller rät dringend zur Lektüre dieses Buches, auch wenn er einige klare Einwände erhebt. Mit großem Interesse folgt er dem Biologen und Journalisten Lothar Frenz durch die Wildnis, liest von der erneuten Bedrohung der Spitzmaulnashörner, von Nashornfarmen in Südafrika oder von Vogelmärkten in Djakarta, wo Vögel zusammengepfercht wie Schnittblumen verkauft werden. Bedrückt erfährt Müller auch von den nicht selten "bizarren" Maßnahmen zum Schutz der Arten: Pandabären-Pfleger im Zoo sollen etwa Panda-Kostüme tragen und nach Panda-Urin riechen, damit die "kostbaren" Pandas sich nicht an Menschen gewöhnen, bevor sie ausgewildert werden, liest der Kritiker. Was ihn allerdings stört, ist Frenz' beharrliche Verwendung des Wortes "wir". Die Menschheit ist kein "Gesamt-Subjekt" ruft Müller Frenz und anderen Autoren, die zum Thema publizieren zu. Und wer alle anspricht, riskiert, dass sich niemand angesprochen fühlt, schließt der Kritiker, der allerdings zumindest über Frenz' Idee eines "Homo parasiticus", der sich "unaufdringlich" in das System unserer Erde wie "in einen Darm eingräbt" nachdenkt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.2021

Rezensent Christian Schwägerl erfährt von der Dringlichkeit des Artenschutzes in diesem Buch des Biologen und Journalisten Lothar Frenz. Kenntnisreich und flüssig klärt ihn der Autor über das Schwinden der Biodiversität und dessen Folgen auf und verknüpft dies mit zahlreichen Beispielen und wichtigen Fragen. So liest der Kritiker hier nicht nur von der Geschichte des Naturschutzes, ausgerotteten aber auch geretteten Tierarten wie etwa dem weißen Oryx, sondern steht schließlich auch vor der Frage: "Wie soll entschieden werden, wer überleben darf?" Seltene Arten, Arten mit ökologischen Funktionen oder sogar Parasiten? Alle, meint Frenz und kann Schwägerl dies so überzeugend darlegen, dass es dem Rezensenten gar nicht mehr so "naiv" erscheint. Lediglich zur Rolle von Politik und Wirtschaft bei der Naturzerstörung hätte er in diesem, wie er findet, sehr lesenswerten Buch gern mehr erfahren.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.04.2021

Rezensent Johannes Kaiser empfiehlt das Buch von Lothar Frenz, weil es den Leser zum Nachdenken über die eigene Haltung zur Natur und ihrer Gefährdung bewegt. Die Idealvorstellung vom Menschen als sorgsamer Parasit der Natur, wie sie der Autor im Buch anzettelt, muss Kaiser allerdings erst einmal verdauen. Wie Frenz vom Gleichgewicht des Parasitentums erzählt, Fragen zum Artensterben stellt und die Komplexität des Yellowstone Nationalparks illustriert, lebendig, im Stil einer Reportage, gestützt auf Erlebtes, auf Interviews mit Rangern und Artenschützern und auf einschlägige Fachliteratur, findet Kaiser faszinierend und lehrreich.