Zygmunt Bauman

Verworfenes Leben

Die Ausgegrenzten der Moderne
Cover: Verworfenes Leben
Hamburger Edition, Hamburg 2005
ISBN 9783936096576
Gebunden, 196 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Roller. Baumans These trifft den Kern der neuzeitlichen Rationalität: Ein - wenn nicht sogar das zentrale - Ergebnis von Modernisierungsprozessen besteht in der Exklusion von Menschen aus den sozialen, nationalstaatlichen und kulturellen Zusammenhängen. Ortlose Migranten, Flüchtlinge und für "überflüssig" gehaltene Menschen - in ihrem Schicksal manifestiert sich die Tatsache, dass die Entwicklung der modernen Gesellschaften in ökonomischer und politischer Hinsicht nicht etwa in der Integration aller besteht. Ganz im Gegenteil: Die Moderne wirkt sich höchst selektiv aus; Deprivation ist ihr besonderes Kennzeichen. Bauman zeigt auf, wie Exklusion mit der Modernisierung und Globalisierung einhergeht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.12.2005

Einen zwiespältigen Eindruck hat Zygmunt Baumanns Buch über den menschlichen "Abfall", den die Globalisierung, erzeugt, bei Michael Adrian hinterlassen. Das hat für ihn vor allem damit zu tun, dass das Buch sich in zwei Stränge aufspaltet. Der eine Strang, in dem Baumann eine polemische Theorie vom Wesen und der Entwicklungslogik der Moderne entwickelt, findet Adrian schlicht "quälend". Er hält dem Autor einen "Lehnstuhl-Negativismus" vor und kritisiert nicht nur, dass sich seine Theorie, eine Version der Dialektik der Aufklärung, aus den Stereotypien der Vernunft-Kritik zusammensetzt, sondern auch, dass es ihr an "soziologischem Fleisch" fehlt. Der zweite Strang fällt zu seiner Erleichterung konkreter aus, ist dann doch wirklich von dem "verworfenen Leben" des Titels, dem "menschlichen Abfall" die Rede. Er rechnet es Baumann hoch an, dass es ihm hier auch gelingt, den Leser aus seiner westlich-patriarchalischen Mitleidsperspektive heraus zu holen und "die sich in Migrationsströmen äußernden Ansprüche der Armen als billige und gerechte Forderungen sehen zu lassen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2005

Das "Buch zum Aufstand der Vorstädte" sieht Rezensent Steffen Kraft in Zygmunt Baumans Studie über die "Ausgegrenzten der Moderne". Auch wenn er die Thesen des Soziologen nicht immer teilen kann, hat ihn das Buch durchaus beeindruckt. Bauman befasst sich darin mit den "überflüssigen Menschen", einer unvermeidlichen Folge der Modernisierung der europäischen Gesellschaften. Zu Recht sehe der Autor in den Kindern der Migranten die Außenseiter der Gegenwart, deren Alternative zum Drogendealen höchstens eine Karriere als Müllmann in der Innenstadt sei. Wenn die Ausgegrenzten Autos abfackeln, lasse sich das als Versuch verstehen, sich spür-, sicht- und damit letztlich berührbar zu machen. Kraft will nicht verschweigen, dass das "eingängige Bild" in diesem Buch Baumans gelegentlich mehr zählt als das Argument. Er empfiehlt daher die parallele Lektüre von Baumans grundlegenden Werk "Moderne und Ambivalenz", das nun als Taschenbuch zu haben ist. Abschließend würdigt er Bauman als "Meister des metaphorischen Vergleichs". Auch wenn er manche Analyse nur oberflächlich begründe, resümiert der Rezensent, könne man sich der Wucht seines Denkens kaum entziehen.
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