Zadie Smith

Swing Time

Roman
Cover: Swing Time
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2017
ISBN 9783462049473
Gebunden, 640 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Tanja Handels. Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen: Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Westafrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.08.2017

Rezensent Jens Jessen warnt davor, sich von Zadie Smith' bedächtigem Erzählton irreführen zu lassen, denn sie hat einiges zu sagen und das ist wohl überlegt und von höchster Dringlichkeit. Ihr Roman über zwei Mädchen, beide Töchter eines weißen und eines afroamerikanischen Elternteils, die vom Erfolg als Tänzerinnen träumen, arbeitet mit klug eingesetzter Dialektik, die Gegensätze sind klar und sorgsam konstruiert und bilden das Grundgerüst der Geschichte, lesen wir. Viel Platz für "verdreht Emotionales" oder "rhetorisch schön Verpacktes" ist darin nicht, dafür aber für eine Fülle an vernünftigen Gedanken und darum geht es Smith: Sie will zeigen, wie "vernünftiges Denken" aussieht, sie will Klischees hinterfragen, dabei gerät die Handlung manchmal zur Nebensache. Für Leser, die sich nach Ernsthaftigkeit und Erkenntnis sehnen, wird das kein Problem sein, aber andere Leser könnte dieses "epische Lehrgedicht" mit seinem ernsthaften Tonfall eher abschrecken, vermutet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2017

Sandra Kegel bekommt Lust auf Fred Astaire beim Lesen von Zadie Smiths neuem Roman. Die Lebensgeschichte der namenlosen Ich-Erzählerin, die Smith hier retrospektiv verhandelt, führt sie achronologisch-assoziativ zu Fragen über die Prägung durch Milieus und Hautfarbe, in den Londoner Nordwesten der Achtziger, in ein westafrikanisches Dorf und immer wieder zum Thema Tanz. Überzeugend findet Kegel, wie die Autorin Wahrheiten aus Alltäglichem filtert, etwa, wenn die Protagonistin ihre Herkunft hinterfragt, sowie die Bilder, die Smith dafür findet. Weniger gut gefallen hat der Text Kegel immer dann, wenn Smith die Sphäre der Superreichen beschreibt, in die es die Heldin verschlägt. Hier wird der Text flach und schablonenhaft, meint die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.08.2017

Richard Kämmerlings verfällt nicht auf den Fehler, Zadie Smiths neuen Roman für konventionell zu halten. Experimentell ist das Buch, das um das Thema Herkunft und Identität kreist, laut Rezensent nicht in der Erzählkonstruktion oder der Sprache, sondern in der Perspektivik. Die nämlich schließt den Leser mit ein, meint er, gleich welche Hautfarbe er hat. Auf bekanntem Terrain bewegt sich die Autorin vor allem in Bezug auf den Schauplatz Nordwest-London und das Thema Klassenunterschiede, die in Nuancen verhandelt werden, meint Kämmerlings. Gut gefallen hat ihm die Sorgfalt der Autorin auch bei der Gestaltung von Nebenfiguren, ihre gründliche Recherche, die afrikanischen Wurzeln ihrer Figur betreffend, sowie die weitgehend straffe Erzählökonomie.
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