Yavuz Ekinci

Das ferne Dorf meiner Kindheit

Roman
Cover: Das ferne Dorf meiner Kindheit
Antje Kunstmann Verlag, München 2023
ISBN 9783956145599
Gebunden, 325 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Gerhard Meier. Ein großer Familienroman, der fast ein Jahrhundert umspannt, die gewaltvolle Geschichte eines zerrissenen Landes widerspiegelt und von zwei Völkern erzählt, die ihrer Herkunft, ihrer Sprache und all dessen beraubt werden, was einen Menschen ausmacht. Rüstem wächst in einem kleinen Dorf in den Bergen auf. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, er lebt mit seinem Vater und den älteren Geschwistern im Haus seiner Großeltern. Zwischen dem Vater und dem Großvater herrscht ständiger Streit, auch das Verhältnis zwischen den Großeltern ist angespannt. Doch sind sie Rüstems wichtigste Bezugspersonen in einer archaischen Welt, die geprägt ist von patriarchalischen Strukturen, religiösen Riten, Aberglaube, Gewalt und einem politischen Konflikt, der sich dem Jungen nur nach und nach erschließt: Sein ältester Bruder ist in die Berge gegangen, immer wieder durchsuchen Soldaten das Haus der Familie und in der Schule wird ihm verboten, seine Muttersprache Kurdisch zu sprechen. Als seine Großmutter im Sterben liegt, entdeckt Rüstem ein Familiengeheimnis, das viele Jahrzehnte zurückführt in eine Zeit, als in dem längst verfallenen Nachbardorf noch armenische Familien lebten. Zusammen mit seinem Vater macht Rüstem sich auf den Weg dorthin, um der Großmutter ihren letzten Wunsch zu erfüllen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.02.2024

"Heimat wird zum Sperrgebiet." In diesem Satz lässt sich Amira El Ahls Rezension am besten zusammenfassen. Fast atemlos schildert sie das Gewaltpanorama dieses Generationenromans, in dem sowohl das armenische, als auch das kurdische Trauma verhandelt werden: Und dabei sind die einen durchaus auch die Mörder der anderen, und beide Gruppen brutal verfolgt von den Türken. Autor Yavuz Ekinci spiegelt das laut Rezensentin in den Hauptfiguren und deren inneren Monologen. Besonders beeindruckt ist sie von der Figur der Armenierin Almast, ursprünglich eine Christin. Sie kann nur als Hatice und als Muslimin unter Kurden überleben, die an der Verfolgung der Armenier beteiligt waren, bevor sie "selbst zu Gejagten" werden. Der Roman ist in der Türkei bereits 2012 erschienen, erläutert die Rezensentin, heute wäre das nicht mehr möglich. Der Autor lebt im deutschen Exil. El Ahl gibt eine eindringliche Leseempfehlung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.12.2023

Rezensentin Ayca Balci empfiehlt den im türkischen Original 2012 veröffentlichten Roman von Yavuz Ekinci wegen seiner bildhaften Sprache, die selbst das Grauen des Völkermords an den Armeniern und den Kurdenkonflikt in Sanftheit hüllt. Die Geschichte im Text ist auch die Geschichte seines Verfassers, erklärt Balci. In kindlicher Perspektive erzählt der Autor laut Balci zunächst vom Aufwachsen im Südosten der Türkei in den 1980er Jahren, ehe er im zweiten Teil in einem wuchtigen Sterbemonolog der Großmutter das ganze Trauma des armenischen Volkes beschreibt. Ein Roman, der eindringlich vom "verlorenen Leben" dreier Generationen erzählt, so Balci.
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