Yasmina Khadra

Herbst der Chimären

Kriminalroman
Cover: Herbst der Chimären
Haymon Verlag, Wien 2001
ISBN 9783852183589
Gebunden, 160 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. Nachwort von Beate Burtscher-Bechter. Nach 35 Dienstjahren muss Commissaire Llob den Dienst quittieren. Man hat entdeckt, dass er auch als Schriftsteller tätig ist. Seine Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Yasmina Khadra erscheinen, erregen an höchster Stelle Missfallen. Ihm wird vorgeworfen, hohe Beamte anzuschwärzen und das Land in Misskredit zu bringen. Tatsächlich hatte Llob in seiner Doppelrolle als Autor und Kommissar einen Zweifrontenkrieg führen müssen: gegen die Korruptheit der Mächtigen und gegen die Dumpfheit der Fundamentalisten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2002

Ein "traumhafter Albtraum von einem Buch" mit dem sich Yasmina Khadra "über Algerien hinaus schreibt", jubelt Rezensent Stefan Weidner. In seinem das Genre überschreitenden Roman lässt Khadra seinen Kommissar Llob unter Pseudonym Kriminalromane schreiben, die die Zustände in Algerien unverblümt darstellen, berichtet Weidner. Aber Llob wird enttarnt, entlassen und in die Mühlen rivalisierender Machtcliquen und Bürgerkriegsparteien, verrät der Rezensent. In Yasmina Khadra, der wie kein anderer die blutige, von einem neuen traumatischen Bürgerkrieg geprägte Realität Algeriens schildere, sieht Weidner den derzeit "einzigen ehrliche Schriftsteller aus Algerien". Charakteristisch für Khadra ist nach Ansicht Weidners, dass er die Literatur in eine Handkamera verwandelt, die er überallhin mitnehmen könne. Ästhetische Qualität sei nebensächlich, die Bilder wackelten furchtbar, dafür zeigten sie, was wir sonst nie zu sehen bekämen: Die Autobombe vor dem Teesalon oder die feine algerische Gesellschaft. Insgesamt ein "höchst origineller Beitrag" nicht nur zur Erzählkunst in Algerien, sondern auch zur internationalen Krimiliteratur, lobt Weidner, "selbst wenn es kein Kriminalroman mehr ist".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.10.2001

Mit dieser Krimi-Trilogie ("Morituri", "Doppelweiß", "Herbst der Chimären") hat es seine besondere Bewandtnis, berichtet Robert Brack: der Autor war Offizier der algerischen Armee, schrieb sich seine Sorgen um sein Land unter weiblichen Pseudonym von der Seele und musste nach Aufdeckung dieses Geheimnisses fluchtartig das Land verlassen. Mohammed Moulessehoul alias Yasmina Khadra lebt heute im französischen Exil. Sein Protagonist heißt Llob, ist Kommissar, Patriot, praktizierender Muslim, kein Zyniker und kein gewöhnlicher Krimiheld, meint Brack. Die Verbrechen, die er aufzuklären hat, sind meist blutiger, bestialischer Natur; kommt es zur Aufklärung der Verbrechen werde dies nie als Erfolg gefeiert, da die blutige Maschinerie weiterlaufe, erklärt Brack den Unterschied zur herkömmlichen Genreliteratur. Die Verbrechen, die Khadras Krimis behandeln, haben für Brack immer mit den Ursachen der algerischen Krise zu tun; für ihn, schreibt Brack, hätten auch die blutigsten Taten einen rationalen Hintergrund.
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