Wolfgang Sofsky

Das Buch der Laster

Cover: Das Buch der Laster
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406591358
Gebunden, 272 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die meisten Übeltaten des Menschen entspringen nicht gezielter Willkür und Bosheit, sondern weithin verbreiteten Unsitten und Lastern. Wolfgang Sofsky erkundet in seinem neuen Buch das Spektrum unmoralischer Haltungen. Präzise seziert er die Schattenseiten der menschlichen Natur und ihre Bedeutung für Politik und Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.11.2009

Scheinbar ziemlich autistisch und in höchstem Maße geschwätzig findet Rudolf Walther die Argumentation in dieser Laster-Typologie, die er nämlich durch nichts philosophiegeschichtlich untermauert fand. Das fängt für Walther schon damit an, dass Wolfgang Sofsky sich noch nicht einmal an den tradierten jüdisch-christlichen Laster-Kanon hält, sondern eigenmächtig 18 davon abweichende Laster auflistet, um seinen "apodiktischen" Befund zu erläutern, dass die menschliche Spezies bei ihrer moralischen Ausstattung keine Fortschritte kenne. Sofskys Laster allerdings seien doch recht zeit- und ortlos, klagt der nach einem verankerten Diskurs durstende Rezensent. Wenig kann Walther außerdem mit Sofskys Allgemeinplätzen anfangen, die er in seinen Betrachtungen zu Menschheit oder dem Menschen an sich aufgespürt hat. Auch hört er manchmal leise ein antidemokratisches Ressentiment in den Betrachtungen mitschwingen, dessen rechtslastigen Gestus er im Verbund mit Sofkys leserpeinigendem Hang zu hämmernden Hauptsätzen erst recht unerträglich fand.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

Ein wenig fühlt sich Uwe Justus Wenzel von Wolfgang Sofskys "Buch der Laster" an Dantes Purgatorium erinnert. Wie dieser zeichne Sofsky ein Panorama der Laster: von der Gleichgültigkeit über Hochmut, Vulgarität und Trägheit bis hin zur Grausamkeit. Als Kulturkritik will Sofsky dies jedoch nicht verstanden wissen, informiert der Rezensent. Vielmehr gehe es ihm darum, "was Menschen tun, empfinden und erleiden, wenn sie unmoralisch sind". Dies darzustellen gelingt Sofsky allemal, bescheinigt ihm Wenzel, besonders da der Autor die Charakterübel stets szenisch ausmalt, ehe er sie analysiert. Fast ist das ganze schwarzmalerisch geworden, gibt der Rezensent zu. Doch immerhin glaube Sofsky daran, dass der Mensch den Lastern nicht ausgeliefert, sondern vielmehr für seinen Charakter selbst verantwortlich sei: Wenn er sich seines Verstandes bediene, kann er sich von den Lastern losmachen - das findet der Rezensent tröstlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2009

Den Autor kennt Rezensent Oliver Pfohlmann als Spezialisten für die Nachtseiten des Menschen. Wolfgang Sofskys Kritik der Laster reiht sich da ganz gut ein. Wenn Sofsky seinen Pessimismus eine das Laster fördernde Gesellschaft betreffend durch einen gewissen Optimismus im Hinblick auf die Möglichkeiten des Einzelnen auflockert, hört Pfohlmann gerne zu. Ebenso, wenn Sofsky Feigheit, Habgier, Starrsinn oder Hochmut mit sicherer Hand phänomenologisch beschreibt, ohne explizit die historische Perspektive oder naheliegende Beispiele zu bemühen. Weniger geneigt zeigt sich Pfohlmann immer dann, wenn ihm hinter den gewinnbringenden Ausführungen der persönliche Kleinkrieg des Autors gegen die Wohlfühlgesellschaft oder den Steuerstaat sichtbar zu werden scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2009

Wolfgang Sofskys "Buch der Laster" bietet nach Ansicht von Rezensent Ernst Horst einen recht düsteren Blick auf den Menschen. Er findet darin eine sehr nuancierte Beschreibung von achtzehn Lastern, von der Gleichgültigkeit über die Habgier und den Hochmut bis zur Grausamkeit. Die Darstellung dieser Reihe von Lastern folgt, so schreibt er, dem "Prinzip des Crescendos gnadenlos wie Ravels Bolero". Dabei schätzt Horst die Präzision, mit der der Autor die Untugenden differenziert: genau unterscheide Sofsky etwa den Grobian und den Lümmel vom Rüpel, den Zorn von der Wut und vom Ärger. Horst hebt auch die Ansicht des Autors hervor, dass es keinen moralischen Fortschritt der Menschheit gibt. Er attestiert dem Autor, eine Fülle von Literatur verarbeitet zu haben. Gleichwohl macht das Buch auf ihn einen etwas "altertümlichen Eindruck". Bei der Lektüre beschleicht ihn immer wieder das Gefühl, einen "Wiegendruck" zu lesen, in dem Holzschnitte die beschriebenen Laster "drastisch" vor Augen führen.
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