Walter Benjamin

Berliner Chronik / Berliner Kindheit um neunzehnhundert

Werke und Nachlass. Kritische Gesamtausgabe, Band 11
Cover: Berliner Chronik / Berliner Kindheit um neunzehnhundert
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518587287
Gebunden, 1118 Seiten, 89,00 EUR

Klappentext

2 Teilbände. Herausgegeben von Burkhardt Lindner und Nadine Werner. Walter Benjamins berühmte Prosaminiaturen, entstanden in den Jahren 1932 bis 1938, gehören fraglos zu den großen Schlüsseltexten der Moderne. Es sind einzigartige Momentaufnahmen einer Zeit, über der bereits der Schatten des Kommenden liegt. Ihre anhaltende Faszination liegt in der eindringlichen, die autobiografischen Erfahrungen objektivierenden Sprache. Benjamin schuf sprachliche "Bilder", an die er die Hoffnung knüpfte, sie seien "befähigt, in ihrem Innern spätere geschichtliche Erfahrung zu präformieren". Die nun im Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe erscheinende Neuedition versammelt erstmals alle überlieferten Stücke, Entwürfe und Notizen des Kindheitsbuchs - darunter bislang unveröffentlichtes Material -, erlaubt durch die kritische Aufarbeitung des gesamten Textbestandes endlich eine exakte Kontextualisierung und ermöglicht durch die Wiedergabe der hochkomplexen Handschriften den präzisen Nachvollzug von Benjamins Schreibarbeit. Der Kommentar schildert die wechselvolle Überlieferungsgeschichte und erschließt das Werk. 80 Jahre nach der Niederschrift und 68 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Buchform liegt damit die definitive Gesamtedition der "Berliner Kindheit" vor. Ein Ereignis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.07.2019

Das ist so ein Fall, wo sich die Gestalt eines Buchs - und das geschieht ja nur bei berühmten Büchern - vor lauter Philologie und Edition vollends aufzulösen scheint. Allein in der gedruckten Neuausgabe wird der Text in mehreren Fassungen abgedruckt, erläutert der erschöpft wirkende Lothar Müller. Erschienen war die "Berliner Kindheit" ja zuerst als Buch überhaupt erst 1950, in einer von Theodor W. Adorno angestoßenen Edition, zehn Jahre nach dem Tod Benjamins. Man begegne in der Neu-Edition dem Kaiserpanorama wie der Siegessäule "wie auf einem Karussell" immer wieder. Hinzukommen Fassungen, die als Vorabdrucke an Zeitschriften gegeben worden waren. Im Grunde präsentiert sich die "Berliner Kindheit" dem Rezensenten so als "gescheitertes Buch", als ein Buch, das sich nie endgültig verkörpert hat. Hinzukommt, dass es sich hier um eine "Hybridedition" handelt. Bei walter.benjamin.online kann man in weiteren Details stöbern. Und man kann das Buch als Suchmaschine nutzen. Bei all der Detailfülle fällt Müller dann doch noch das Fehlen eines Details auf: Sehr gern hätte er einzelne an Zeitungen gegebene Miniaturen als Faksimile im Kontext der damaligen Zeitungsseite gesehen, "umgeben vom Zeitklima".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter